In einer Videokonferenz wurde gestern das 10-jährige Bestehen des queeren Jugendzentrums PULS gefeiert. Melanie Wohlgemuth, Falk Adam und Tom Zeuge vom Leitungsteam freuten sich über die Grüße von Weggefährt*innen sowie aktuellen und ehemaligen „PULSis“.
Bei der Geburtstagsfeier, die pandemiebedingt ins Internet verlegt werden musste, wurde die besondere Jugendarbeit für und von nicht-heteronormativen Menschen in Düsseldorf gewürdigt. Seit zehn Jahren ist das Jugendzentrum PULS Anlaufstelle für junge Menschen, die sich als lesbisch, schwul, bi- oder pansexuell, als trans*, inter* oder nonbinary beschreiben. Hier können sie einfach und selbstverständlich sie selbst sein, müssen sich weder verstellen, noch rechtfertigen. Stattdessen finden sie unter Gleichgesinnten und bei den pädagogischen Fachkräften Unterstützung, neue Perspektiven und häufig auch neue und stabile Freundschaften.
Aus der Düsseldorfer LSBTIQ*-Community heraus initiiert und finanziert durch die Landeshauptstadt Düsseldorf, gelang es dem Trägerverein Schwul-lesbische Jugendarbeit Düsseldorf e.V. (SLJD) und der ersten Leiterin Jana Hansjürgen, das PULS zu einer festen Größe in der Stadt zu etablieren. Von Beginn an war der Zulauf von Jugendlichen groß, schließlich war das queere Jugendzentrum weit und breit eines der ersten seiner Art. Die PULSis wurden schnell zu einer wichtigen Gruppe innerhalb der queeren Community in der Landeshauptstadt. Gefördert von den Pädagog*innen entwickelten sie eine selbstbewusste Haltung gegenüber der Mehrheitsgesellschaft und bilden zum Beispiel auch heute noch die größte Fußgruppe beim Düsseldorfer Christopher-Street-Day.
Seit 2018 leitet Melanie Wohlgemuth das PULS und führt die erfolgreiche Arbeit weiter. Sie und ihr Team wollen vor allem eines: Am Puls der Zeit bleiben. Die Anliegen der Besucher*innen sind heute ausdifferenzierter und umfangreicher als zuvor. Struktur und Angebote des Jugendzentrums wurden daher immer wieder angepasst. So gibt es beispielsweise seit einiger Zeit einen „Trans*abend“, der stark nachgefragt wird. Als lesbisch-schwuler Anlaufpunkt gegründet, hat sich das PULS heute zu einem queeren Jugendzentrum entwickelt. Hier wird Partizipation – wie in der offenen Jugendarbeit üblich – großgeschrieben. Auch ein neues Logo wurde etwa in gemeinschaftlicher Arbeit mit den Jugendlichen entwickelt.
Die besondere Arbeit des Jugendzentrums PULS war, ist und bleibt wichtig. Seine Notwendigkeit lässt sich zum einen an den jährlich mehr als 3.000 Besucher*innen ablesen, zum anderen geht es um jede einzelne Person, die mithilfe des PULS ein Coming-Out vor den Eltern geschafft hat, sich gegen Mobbing in der Schule wehren konnte, oder nach verzweifelten Abbrüchen endlich im Berufsleben Fuß gefasst hat. Die besonderen Sorgen, Nöte und Probleme von LSBTIQ*-Jugendlichen gehen in der Masse sonstiger Herausforderungen der Jugendarbeit schnell unter, da sie teilweise verschwiegen, versteckt werden, oder scheinbar nicht dringend sind. Eine professionelle, pädagogische Anlaufstelle wie das PULS mit explizitem Augenmerk auf geschlechtlicher und sexueller Vielfalt besitzt die notwendigen Ressourcen und das Fachwissen dazu. Das gilt es auch in Zeiten schwächelnder kommunaler Finanzen unbedingt zu erhalten.
Infos unter www.puls-duesseldorf.de
Text: Oliver Erdmann | Quelle: PULS/Falk Adam