Interview mit Tim Fischer

Wie auf eine Schnur fädelt Tim Fischer die wahnwitzig-brillanten Chanson-Perlen des „Königs des schwarzen Humors“, Georg Kreisler (1922 – 2011), zu einer schillernden Kette. Mit großer Lust und unbändiger Spielfreude erweckt er, am Flügel von seinem kongenialen Pianisten Rüdiger Mühleisen begleitet, die Kreislerschen Figuren zum Leben und kitzelt als eine Art Medium die absurde Komik aus den sprachgewaltigen Texten. Am 13. März um 20 Uhr im Savoy Theater Düsseldorf.

Tim Fischer | Foto: Friedrun Reinhold

BEITRAG FÜR DAS FRESH-MAGAZIN (3-2015)


Unermüdlich steht er seit mehr als 25 Jahren auf der Bühne und begeistert sein Publikum mit alten und neuen Chansons: Tim Fischer. Der Sänger, der so eindrucksvoll das rollende R einer Zarah Leander oder die rauchig-verruchte Stimme einer Hildegard Knef beherrscht, verneigt sich auf seinem im vergangenen Dezember erschienenen Album „Drei Sterne“ vor seinen Lieblingskünstlerinnen. Die Live-Aufnahmen mit großem Orchester sind ein Muss für Fischer-Fans und Chansons-Liebhaber.

Tim Fischer, „Drei Sterne“, das sind für Sie die drei Künstlerinnen Marlene Dietrich, Zarah Leander und Hildegard Knef. Wenn Sie nur einer Diva „drei Sterne“ geben dürften, für wen würden Sie sich entscheiden?
Das wäre für mich ein Ding der Unmöglichkeit! Die drei könnten ja unterschiedlicher nicht sein und gehören dennoch irgendwie zu einer Familie. Gemeinsamkeiten in der Andersartigkeit zu entdecken und diese zu feiern, darum geht es hier. Also: ein ganzes Firmament inklusive Sonne, Mond und Sterne für jede Einzelne bitte!

Mit Ihrem Programm „Das war gut!“, das am 13. März auch in Düsseldorf zu sehen sein wird, ehren Sie einmal mehr Ihren Freund und Förderer Georg Kreisler. Sie schöpfen gern aus dessen Fundus von „kultiviert boshaften Liedern“, wie Sie einmal gesagt haben. Welches Kreisler-Lied singen Sie besonders gern?
Sein politisches Lied „Weg zur Arbeit“ aus dem Jahre 1968, das auf sehr viel Widerspruch stieß, liegt mir besonders am Herzen. Hier beschreibt Georg Kreisler, der aufgrund seiner jüdischen Abstammung im Dritten Reich nach Amerika emigrierte, eindrücklich die Spuren des Nationalsozialismus, die im Nachkriegsdeutschland noch überall zu finden sind. Ich freue mich besonders über die positive Resonanz junger Menschen, die das Werk Kreislers für sich neu entdecken und als aktuell einstufen. Das hätte sicherlich auch Georg gut gefallen: Nicht Anbetung der Asche, sondern Weiterreichen des Feuers.

Im Juni geben Sie ein dreitägiges Gastspiel bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen mit dem Programm „Geliebte Lieder“, das zu Ihrem 25-jährigen Bühnenjubiläum entstanden ist. Wenn Sie in die Zukunft blicken, was würden Sie gerne noch auf der Bühne realisieren?
Momentan arbeite ich gemeinsam mit Rainer Bielfeldt und Carsten Golbeck am Konzept für meinen neuen Liederabend, der im Herbst 2016 Premiere haben wird. Viele neue Songs werden komponiert, und ich bin schon sehr gespannt, wo uns die Reise hinführt.

Mit Ihrem Projekt „Songs against AIDS“ engagieren Sie sich für Menschen mit AIDS in Afrika und konnten schon über 507.000 Euro Spenden sammeln.
Dank des enormen Engagements meines Publikums kann das Island Hospiz in Harare monatlich mit 3.000 Euro unterstützt werden, wofür ich mich hiermit sehr herzlich bedanken möchte. Für die Erkrankten wird so eine medikamentöse Versorgung gewährleistet. Gemeinsam mit meinen Musikern werde ich auch weiterhin auf meiner Tournee sammeln.

Spendenkonto: One World – One Hope gem. e.V. / IBAN: DE52 4306 0967 8038 4410 01

www.timfischer.de

 

Das Interview führte Oliver Erdmann.