Die Aidshilfe NRW fordert mehr Testangebote und die Schließung von Versorgungslücken für Menschen mit HIV. Das gab der Landerverband am 25. August 2015 bei seiner Jahrespressekonferenz in
Düsseldorf bekannt.
Die Aidshilfe NRW wirbt für den Ausbau an Testangeboten, damit Menschen, die bislang nichts von ihrer HIV-Infektion wissen, eine Therapie in Erwägung ziehen können. „Durch eine rechtzeitig
begonnene und wirksame antiretrovirale Therapie kann das Auftreten von Aids definierenden Erkrankungen weitgehend verhindert werden“, erläuterte Landesvorsitzender Arne Kayser anlässlich der
Jahrespressekonferenz der Aidshilfe NRW. „Wir wünschen uns für NRW zwischen 3.500 bis 4.000 Neudiagnosen im Jahr 2016, was ungefähr der Dunkelziffer entspricht, die das Robert Koch-Institut
angibt.“ Im Juli hatte das RKI für NRW bereits einen zehnprozentigen Anstieg auf 786 HIV-Neudiagnosen gemeldet. „Dies sagt jedoch nichts über die aktuellen Infektionszahlen aus. Die Zahl der
Neudiagnosen darf nicht gleichgesetzt werden mit der Zahl der Neuinfektionen“, erklärte Kayser.
Die Aidshilfen sehen ihre Aufgabe darin, HIV-Infektionswege zu erläutern, sowie Menschen darin zu bestärken, ihre Risiken abzuwägen, sich entsprechend zu schützen und schließlich zu einem Test zu
motivieren. „Ziel muss es sein, Diskriminierung und Stigmatisierung von Menschen mit HIV abzubauen und so auch Angst vor einem Test zu nehmen, eine möglichst frühe Diagnosestellung zu ermöglichen
und somit unter anderem die Problematik der so genannten ‚Late Presentation‘ zu verringern“, sagte Kayser.
Gleichzeitig machte der Landesverband darauf aufmerksam, dass zu vielen Menschen der Zugang zu einer HIV-Therapie und umfassenden medizinischen Versorgung erschwert wird. „Die Wahlmöglichkeit
zwischen einer Behandlung in einer Schwerpunktpraxis oder einer Klinikambulanz besteht in Nordrhein-Westfalen schon lange nicht mehr flächendeckend, in manchen Landesteilen hat sie noch nie
bestanden“, so Landesgeschäftsführer Patrik Maas. „Mit dem Schwinden niedergelassener HIV-Spezialistinnen und -Spezialisten in den Regionen sehen wir langfristig die medizinische Versorgung von
Menschen mit HIV in NRW gefährdet.“ Für nicht wenige Menschen mit HIV in NRW ist es nicht einfach, zu ihren regelmäßigen Monitoring-Terminen oder engmaschigeren Arztbesuchen bei akuten
medizinischen Problemlagen in die nächstgelegene Klinik zu fahren.
„Es ist dringend angezeigt, die derzeit bereits bestehende deutliche Unterversorgung zu beheben! Wir fordern die Politik, die Krankenkassen und die Ärzteschaft auf, sich dieser Problematik zu
stellen und kurzfristig durch unbürokratische Regelungen und Fahrtkostenerstattungen Abhilfe zu schaffen“, machte Maas deutlich. Darüber hinaus muss der Blick auch verstärkt auf die gerichtet
sein, die aus unterschiedlichen Gründen bislang einen massiv erschwerten Zugang zur medizinischen Versorgung haben: Menschen im Asylverfahren mit einer Aufenthaltsgestattung, Geduldete, Menschen
ohne Aufenthaltsstatus, in Deutschland lebende EU-Bürgerinnen und -bürger sowie knapp die Hälfte der Drogen gebrauchenden Menschen.
2014 wurden in NRW 786 neue HIV-Diagnosen gemeldet, im Vergleich zum Vorjahr ein zehnprozentiger Anstieg. Von den insgesamt 3.525 bundesweit ermittelten HIV-Neudiagnosen entfallen 2.864 auf
Männer (81,2 Prozent) und 659 auf Frauen (18,7 Prozent).
Quelle: Aidshilfe NRW