Beim gestrigen Festakt zum 30-jährigen Bestehen der AIDS-Hilfe Düsseldorf platzte der Plenarsaal des Rathauses aus allen Nähten. Zahlreiche Vertreter_innen der Politik, Weggefährt_innen und
Freund_innen wollten den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter_innen zum Jubiläum gratulieren. Festrednerin war Bundestagspräsidentin a.D. Prof. Dr. Rita Süssmuth.
Festrednerin Prof. Dr. Rita Süssmuth (links) und Bürgermeisterin Klaudia Zepuntke
Bürgermeisterin Klaudia Zepuntke begrüßte die Gäste im Rathaus der Landeshauptstadt. Sie skizzierte den Wandel der AIDS-Hilfe von der Selbsthilfegruppe zur „wichtigen Säule in
der Gesundheitsberatung in Düsseldorf“. „Die AIDS-Hilfe Düsseldorf ist ein wichtiger Partner der Stadt und des Gesundheitsamtes“, sagte sie. Zuletzt habe die Stadt die Zuwendung für die
interkulturelle Präventionsarbeit erhöht, so Zepuntke.
Silke Klumb, Geschäftsführerin der Deutschen AIDS-Hilfe, hob in ihrem Grußwort die Wichtigkeit einer kontinuierlichen Aufklärungsarbeit hervor. Für HIV-Infizierte sei
Diskriminierung heute das größte Problem – auch und insbesondere im Gesundheitswesen. HIV-Patienten würden im Praxisalltag häufig anders behandelt, bis hin zur Ablehnung von Behandlungen. „Wissen
allein reicht nicht“, sagte Klumb.
Der Vorstandsvorsitzende der Aidshilfe NRW, Arne Kayser, dankte der Düsseldorfer AIDS-Hilfe für ihre landesweite Vorreiterrolle in vielen Bereichen. Er nannte Präventionsprojekte
wie „Herzenslust“, bei der die Düsseldorfer mit den „HealthAngels“ lokale Akzente setzten, oder das niedrigschwellige medizinische Beratungsangebot „Der Doktor kommt“, das sich bundesweit
durchgesetzt habe. Kayser appellierte an die öffentlichen Geldgeber: „Eine verlässliche Förderung ist wichtig!“
Die Festrede hielt Prof. Dr. Rita Süssmuth, Bundestagspräsidentin a.D. und Bundesgesundheitsministerin in den Jahren 1985 bis 1988. Sie nennt es ihre „politische
Schlüsselerfahrung“: die Konfrontation mit der AIDS-Epidemie. „Man wusste wenig über HIV, man stand erst am Anfang der medizinischen Erforschung dieser Infektionskrankheit“, sagte Süssmuth, „die
Angst, Aids werde sich wie eine Seuche massenhaft ausbreiten, war allgegenwärtig.“ Sie erinnerte an Forderungen aus Politik und Gesellschaft, die Betroffenen durch Serientests zu identifizieren
und zu isolieren. Der von ihr eingeschlagene Weg war ein anderer: Infizierten und Kranken sollte geholfen werden, die breite Bevölkerung durch Aufklärung geschützt werden – ohne Ausgrenzung und
Isolationsmaßnahmen.
Die Aidshilfen beschreibt Rita Süssmuth als eine ihrer wichtigsten Partner. Sie suchte den Kontakt zu den Selbsthilfegruppen, die damals mehr oder weniger im Untergrund agierten, und fand dort
nicht nur ein großes Maß an Erfahrungswissen, sondern vielmehr Menschen, die sich füreinander einsetzten und zusammenhielten. Süssmuth spricht frei und ohne ausgefeiltes Manuskript. Bei vielen
Gästen kommen Erinnerungen an damals hoch. Ihre sehr persönlichen Worte kommen an. Süssmuths Fazit: „In der Politik ist Veränderung möglich. Gebt nicht auf!“
Zum Abschluss des Festakts dankte Peter von der Forst, Geschäftsführer der AIDS-Hilfe Düsseldorf, allen Weggefährt_innen und ehrenamtlichen Helfer_innen für das langjährige
Engagement sowie dem Förderverein Heartbreaker und der Stadt Düsseldorf für die Unterstützung der Aufklärungs- und Präventionsarbeit. Sein Ausblick in die Zukunft: Man müsse einen Spagat
hinbekommen zwischen neuen Aufgaben und den alten Tätigkeitsfeldern. „Wir brauchen neue Ideen, Mut zur Veränderung und mehr Geld“, sagte Peter von der Forst und schloss die stimmungsvolle
Veranstaltung mit einem stillen Gedenken an die Verstorbenen.
Musikalisch umrahmt wurde der Festakt von Mayo Velvo mit leisen Chansons.
Text und Fotos: Oliver Erdmann