Viel Applaus gab es bei der Premiere der Oper "Don Carlo" von Giuseppe Verdi am 13. Februar im Düsseldorfer Opernhaus. Die Inszenierung von Guy Joosten ist bis Anfang April 2016 zu bewundern. Tolle Stimmen, tolles Bühnenbild.
Olesya Golovneva als Elisabetta di Valois in Verdis "Don Carlo".
Die Verdi-Oper basiert auf einem Werk von Friedrich Schiller. Zentrale Figur ist Rodrigo di Posa, Freund des spanischen Thronfolgers Don Carlo und zugleich Günstling des Königs Filippo II. Zurückgekehrt aus dem von Spanien besetzten Flandern berichtet er von den dortigen unmenschlichen Verhältnissen. Es gelingt ihm jedoch nicht, mit seinen freiheitlichen Ideale im totalitär regierten und von der Inquisition durchsetzten System durchzudringen. Weder der König, der zwar ein offenes Ohr für ihn hat, aber den Großinquisitor fürchten muss, noch Don Carlo wollen ihm folgen. Der Thronfolger hat ganz andere Probleme: er liebt Elisabetta, die jedoch mit seinem Vater verheiratet wurde. Als der König davon erfährt, will es sich seines Sohnes entledigen. Rodrigo opfert sich für Don Carlo und seine Ideale – jedoch umsonst. Weder kann er seinen Freund vor dem Tod bewahren, noch seinen freiheitlichen Gedanken Gehör verschaffen.
Die Inszenierung von Guy Joosten hält sich weitestgehend an die Vorgaben Giuseppe Verdis. Gianluca Terranova, der die Hauptfigur Don Carlo spielt und singt,
begeistert mit seiner hervorragenden Tenorstimme, sein vermeintlich schlechtes Schauspiel lässt die Zuschauer_innen jedoch mit Verwunderung zurück. Erst die Erläuterung des Regisseurs im
Programmheft und der Verweis auf die historische Figur machen klar: Don Carlo war wohl aufgrund von Inzest geistig eingeschränkt. Für seine gesanglichen Leistungen erhält Gianluca Terranova
viel Applaus vom Premierenpublikum.
Ebenso bekommen Ramona Zaharia als Eboli und Adrian Sâmpetrean als König Filippo II. viel Szenen- und Schlussbeifall. Als Elisabetta glänzt Olesya
Golovneva, während die Stimme von Laimonas Pautienius als Rodrigo di Posa an einigen Stelle nicht so ganz durchdringen kann. Dennoch gelingt ihm die Verkörperung seiner
Figur. Rodrigos Beziehung zu Don Carlo bleibt jedoch unklar; er singt von Liebe zu seinem Freund, der Regisseur gönnt den beiden einen extrem langen Kuss, doch von Homoerotik ist da nicht viel zu
spüren.
Die Düsseldorfer Symphoniker und der Chor der Deutschen Oper am Rhein steuern unter der musikalischen Leitung von Andriy Yurkevych, dem
Generaldirektor der Warschauer Oper, ihren Anteil an der gelungenen Gesamtinszenierung bei. Erwähnenswert ist auch das Bühnenbild von Alfons Flores. Die bronzefarbenen
Wandelemente in Diamantmuster-Optik bilden prunkvolle Palasträume, Schlafgemächer ohne Privatheit, weltliche Machtzentralen unter ständiger Beobachtung der kirchlichen Inquisition und Schauplätze
für grausame Hinrichtungen.
Guy Joostens dreistündige Inszenierung von Giuseppe Verdis „Don Carlo“ ist ein gelungenes Werk, das zum Nachdenken anregt und ein Fest für die Ohren ist.
„Don Carlo“ im Opernhaus Düsseldorf:
Mi 17.02. – 19.30 Uhr | Sa 20.02. – 19.30 Uhr | Sa 27.02. – 19.30 Uhr | Do 03.03. – 19.30 Uhr |
So 06.03. – 15.00 Uhr | So 13.03. – 18.30 Uhr | Sa 19.03. – 19.30 Uhr | Mo 28.03. – 18.30 Uhr |
Sa 02.04. – 19.30 Uhr
Text: Oliver Erdmann | Fotos: Hans Jörg Michel