Mit dem aktuellen Ballettabend b.26 kreiert Martin Schläpfer ein weiteres Highlight für die hochgelobte Compagnie der Landeshauptstadt. Der Chef des Balletts am Rhein spannt einen Bogen von der Romantik bis zum zeitgenössischen Tanz.
Sonny Locsin, Alexandra Inculet, Feline van Dijken | August Bournonville: Bournonville Divertissement | FOTO ©Gert Weigelt
Bei der Düsseldorf-Premiere von „b.26“ am 16. September 2016 im Opernhaus standen erneut drei Choreografien auf dem Programm. Die Zusammenstellung ermöglicht gerade auch Ballett-Neulingen einen wunderbaren Einblick in die Welt des klassischen Tanzes.
Bournonville Divertissement
Die Tänze des dänischen Choreografen August Bournonville (1805-1879), den sein berühmter Landsmann Hans Christian Andersen als „Poeten des Balletts“ bezeichnete, sind geprägt von dessen
Italienreisen. „Blumenfest in Genzano“ und „Napoli“ heißen Bournonvilles Stücke, die sehr volkstümlich und lieblich daherkommen – musikalisch und tänzerisch. Bunt und recht traditionell sind die
Kostüme, in denen die Tänzer_innen eine Art Wettschau ihres Könnens präsentieren. Viel Applaus spendet das Publikum schon zwischen den einzelnen Tanzparts.
Dark Elegies
Vollkommen anders und sehr düster ist die Choreografie des Engländers Antony Tudor, die 1937 in London Premiere feierte. Gustav Mahlers „Kindertotenlieder“, gesungen von Bariton Dmitri Vargin,
sind ein Zeugnis des Schmerzes. Eine Dorfgemeinschaft betrauert den Tod ihrer Kinder. Die Tänzer_innen sind aber nicht von Trauer gelähmte Individuen, sondern eine nach Außen stark wirkende
Gruppe. Das Publikum ist ergriffen und während des gesamten Stücks schweigsam, um am Ende seiner Begeisterung mit lang anhaltendem Beifall Ausdruck zu verleihen.
ONE
Großes Kino erwartet das Publikum auch beim letzten Teil des Ballettabends mit dem Stück „ONE“ des australischen Choreografen Terence Kohler. Hier bewegt sich fast das gesamte Ensemble auf der
Bühne, 35 Tänzer_innen zeichnen ein höchst dynamisches Szenario. Den Raum dominieren beeindruckend große monolithische Säulen, eine (fast) unüberwindbare Mauer. Das tolle Bühnenbild stammt von
Verena Hemmerlein. Der 32-jährige Australier kreiierte das Ballett zur Musik von Johannes Brahms speziell für die Düsseldorfer Compagnie. Neben den Massenszenen faszinieren auch das Solo von
Tänzerin Yuko Kato und der Gruppentanz der Männer. Interessant ist auch die abschließende Szene, in der die Tänzer_innen nacheinander eine riesige Leiter erklimmen und so die massive Mauer
überwinden. Ein großartiges zeitgenössisches Werk.
Die Düsseldorfer Symphoniker spielen unter der musikalischen Leitung von Generalmusikdirektor Axel Kober.
Weitere Vorstellungen am 24.09. (19.30 Uhr), 29.09. (19.30 Uhr), 02.10. (15.00 Uhr), 19.11. (19.30 Uhr), 26.11. (19.30 Uhr), 09.12. (19.30 Uhr) und 21.12. (19.30 Uhr).
www.operamrhein.de
Text: Oliver Erdmann