Gut gefüllt waren die Sitzreihen im Metropol-Kino am gestrigen Mittwoch beim Film- und Gesprächsabend zum Thema "Diskriminierung auf dem Sportplatz", zu dem die LAG Fanprojekte NRW und das Jugendzentrum PULS gemeinsam im Rahmen des "1. NRW Fußballfilmfestivals" eingeladen hatten.
Abschlussfoto nach erfolgreicher Veranstaltung: Regina van Dinther (MdL), Michael Hein (Jugendamt Ddorf), Klaudia Zepuntke (Bürgermeisterin), Patrick Arnold (LAG Fanprojekte NRW), Jana Hansjürgen (PULS), Jürgen Schattmann (MFKJKS), Josefine Paul (MdL), Martin Endemann (BAFF), Rainer Bischoff (MdL), Louisa Voßen (PULS), Nico Schulte (Fußballspieler)
Jana Hansjürgen, Leiterin des queeren Jugendzentrums PULS, und Patrick Arnold, Leiter der Landesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte NRW, freuten sich bei der Eröffnung über den regen Zuspruch zu dieser Veranstaltung. Sie konnten zahlreiche Vertreter_innen von Fangruppen, aber auch Landtagsabgeordnete begrüßen, darunter Regina van Dinther (CDU), Landtagspräsidentin a.D. und Sprecherin im Ausschuss für Frauen, Gleichstellung und Emanzipation, sowie Rainer Bischoff (SPD), Sprecher im Sportausschuss. Bürgermeisterin Klaudia Zepuntke überbrachte die Grüße von OB Thomas Geisel, aber auch ausdrücklich von ihrem Bürgermeisterkollegen Günter Karen-Jungen.
Gezeigt wurde der 30-minütige Kurzfilm „Zwei Gesichter“ mit dem Thema „Homosexualität im Fußball“, der 2014 vom Kölner Jugendzentrum anyway in Kooperation mit der Kulturstiftung des Deutschen
Fußballbundes (DFB) produziert wurde. Im Anschluss gab es eine interessante Gesprächsrunde, toll moderiert von Louisa Voßen vom PULS und Michael Hein vom
Jugendamt Düsseldorf.
Dass das Thema nach wie vor brandaktuell ist, hatten Fußballfans des Bundesliga-Erstligisten Hertha BSC erst ein paar Tage zuvor beim Heimspiel gegen den 1. FC Köln bewiesen. In der Fankurve
hielten sie während des Spiels direkt hinter dem Tor ein riesiges Transparent mit einem homophoben Spruch hoch. Dass es hierfür Konsequenzen von Seiten des DFB geben wird, hielten die Beteiligten
an der Talkrunde für eher unwahrscheinlich.
Martin Endemann, langjähriger Sprecher des Bündnisses Aktiver Fußballfans (BAFF), sagte, es gebe Möglichkeiten von Sanktionen gegen Vereine oder auch das drastische Mittel der
Spielunterbrechung, was bei rassistischen Schmähungen hin und wieder zum Einsatz käme. Bei homophoben Diskriminierungen sei dies aber meist nicht der Fall. Die Sensibilisierung bei den
Verantwortlichen schreite aber langsam voran, vor zehn Jahren sei Homophobie noch gar kein Thema gewesen. Mit dem Outing des Ex-Fußballprofis Thomas Hitzlsperger vor zwei Jahren sei es nun zwar
in aller Munde, doch homophobe Schmähungen gebe es immer noch.
Josefine Paul, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im NRW-Landtag und Sprecherin für Frauen-, Queer- und Sportpolitik, bestätigte das Phänomen der Hierarchisierung
von Diskriminierungen. Nachdem Rassismusbekämpfung in den Köpfen und Vereinen angekommen sei, müsse beim Thema Homophobie noch viel getan werden. Doch auch hier gebe es Fortschritte. „Dass man
nicht rufen darf: 'Das war aber ein schwuler Schuss', sei mittlerweile klar“, sagte Paul, „aber 'Du schießt ja wie ein Mädchen' geht immer noch.“ Wichtig sei daher die gegenseitige Solidarität
der unterschiedlichen Gruppen, die diskriminiert werden.
Nico Schulte, schwuler Fußballspieler, hatte sich vor zwei Jahren in seinem Verein geoutet, nachdem der Film „Zwei Gesichter“ veröffentlicht wurde, an dem er mitgewirkt hat und
der Erlebnisse von Nico nachzeichnet. Er engagiert sich weiter im Fußball, wenngleich sein Outing ihm einen Strich durch seine Fußballkarriere gemacht hat. „Der Profivertrag war damals schon
unterschrieben“, sagte Schulte, „dann kam die Rückstufung in die zweite Mannschaft.“ Das sei direkte Diskriminierung gewesen, schilderte er. Seit 2014 habe der DFB einen Masterplan gegen
Diskriminierung, doch bis die Schulungs- und Präventionsmaßnahmen in allen Vereinen angekommen seien, werde es noch Zeit brauchen.
Jürgen Schattmann vom NRW-Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport (MFKJKS) sagte, dass sich viele Sportvereine als unpolitisch begreifen würden. Sie verstünden
Homophobie gern als politisches Thema, aus dem sie sich heraushalten wollten. Aber als einer der größten Träger der außerschulischen Jugendarbeit sei die aktive Beschäftigung mit dem Thema ein
Muss für die Sportvereine. „Alle jungen Menschen müssen im Sport ihren Platz finden, ohne sexistische, rassistische oder homophobe Diskriminierung befürchten zu müssen“, so Schattmann.
Mit Veranstaltungen wie diesem Film- und Gesprächs-Abend bleibt Homophobie im Sport weiter auf der öffentlichen Agenda. Das Fazit: Sportvereine müssen Inklusion leben und als Chance begreifen.
Jede/r muss an den Angeboten diskriminierungsfrei teilhaben können. Strukturen müssen sich der gesellschaftlichen Vielfalt öffnen. Verantwortliche, Sportler_innen und Fans müssen engagiert jeder
Art von Diskriminierung entgegenwirken.
Text und Fotos: Oliver Erdmann