A Kiss to the World

Der neue Ballettabend im Opernhaus Düsseldorf mit der Uraufführung von „A Kiss to the World“ von Choreografin Dominique Dumais hat am vergangenen Samstag für Begeisterungsstürme beim Premierenpublikum gesorgt.

Bild: Kauan Soares, Miquel Martínez Pedro, Doris Becker
Dominique Dumais „ A Kiss to the World “: Kauan Soares, Miquel Martínez Pedro, Doris Becker // Foto: Ingo Schäfer

Es war zugleich eine Premiere für Dominique Dumais, die weltweit gefragte Choreografin und seit 2018/19 Ballettdirektorin am Mainfrankentheater Würzburg, die jetzt zum ersten Mal ein Stück für das Ballett am Rhein kreierte. In ihrer Tanzsprache sind sich kreuzende Kurven in vielzähligen Varianten ein wiederkehrendes Element. Ihr Bewegungsvokabular nimmt in ihrem neuen abendfüllenden Stück direkten Bezug auf die sinnfällige Doppeldeutigkeit des lateinischen Begriffs „Oskulation“, der gleichermaßen für die Berührung zweier Kurven steht wie für „küssen“ und „anschmiegen“. „A Kiss to the World“ ist ein leidenschaftliches Plädoyer für die Suche nach einer neuen Beziehung zur Natur, zu anderen Menschen, zu sich selbst.

 

Bild: Ensemble Ballett am Rhein
Dominique Dumais „ A Kiss to the World “: Ensemble Ballett am Rhein // Foto: Ingo Schäfer

Dominique Dumais übersetzt dieses Beziehungsgeflecht tänzerisch mit beeindruckender Präzision. Etwa mit Formationen, in denen sich ein*e Tänzer*in von der Gruppe entfremdet und räumlich distanziert. Oder in wunderbaren Duetten, in denen die intimen Paarbeziehungen verdeutlicht werden. Höhepunkte von „A Kiss to the World“ sind gerade diese Pas de deux am Ende des ersten Akts (Daniele Bonelli/Futaba Ishizaki und Edvin Somai/Doris Becker) und deren Entwicklung zu Pas de trois im zweiten Teil (Kauan Soares/Miquel Martínez Pedro/Doris Becker und Edvin Somai/Wun Sze Chan/Joaquin Angelucci). Für manche Zuschauer*innen wird auch der Kuss zweier Tänzer ein besonderes Highlight sein (Daniele Bonelli/Miquel Martínez Pedro). Ebenso wie die beeindruckende darstellerische Leistung von Tänzer Long Zou, der seit der aktuellen Spielzeit das Düsseldorfer Ensemble noch diverser macht.

 

Bild: Long Zou
Dominique Dumais „ A Kiss to the World “: Long Zou // Foto: Ingo Schäfer

Hervorragend sind auch das Bühnenbild und die Kostüme (Tatyana van Walsum). Bewegen sich die Tänzer*innen im ersten Teil in einer architektonisch sterilen Welt, erkämpft sich im zweiten Teil die Natur ihr Terrain zurück. Tritt das Ensemble zunächst in grauen Anzügen auf, die nur ansatzweise das persönliche Innere durchscheinen lassen, sind die Tänzer*innen später in luftig-wallende rote Kleider gehüllt und wirken wie befreit. Besonders stark sind auch die Szenen, in denen weiße halbtransparente Stoffbahnen die Bühne dominieren und sich plötzlich alles zu bewegen beginnt.

 

Bild: Ensemble Ballett am Rhein
Dominique Dumais „ A Kiss to the World “: Ensemble Ballett am Rhein // Foto: Ingo Schäfer

Musikalische Basis von „A Kiss to the World“ ist eine dynamische Mischung aus Stücken vom Barock bis ins Heute, von Georg Friedrich Händel bis Aleksandra Vrebalov. Deren Stück „This Kiss to the whole World“ war schließlich auch Namenspate für Dominique Dumais‘ Ballett. Alte und neue Musik greifen perfekt und harmonisch ineinander, ebenso wie die Klänge von Sounddesigner Davidson Jaconello. Neben den 27 Tänzer*innen ist in zwei Stücken auch Bogdana Bevziuk, Sopranistin aus dem Opernstudio der Deutschen Oper am Rhein, auf der Bühne zu erleben. Die musikalische Leitung der Düsseldorfer Symphoniker hat Katharina Müllner, die Klavierstücke spielt Alina Bercu.

 

Bild: Futaba Ishizaki, Daniele Bonelli
Dominique Dumais „ A Kiss to the World “: Futaba Ishizaki, Daniele Bonelli // Foto: Ingo Schäfer

Mit minutenlangem Applaus und Standing Ovations bedankte sich das Düsseldorfer Ballettpublikum am Premierenabend (20. Januar 2024) bei den Künstler*innen und der Choreografin Dominique Dumais für eine glanzvolle Uraufführung.

 

Weitere Aufführungen im Opernhaus Düsseldorf: Fr 26.01.2024 (19:30 - 21:30 Uhr), Do 08.02.2024 (19:30 - 21:30 Uhr), So 11.02.2024 (18:30 - 20:30 Uhr), Sa 17.02.2024 (19:30 - 21:30 Uhr), So 18.02.2024 (15:00 - 17:00 Uhr), Fr 23.02.2024 (19:30 - 21:30 Uhr), Sa 24.02.2024 (19:30 - 21:30 Uhr)

 

Infos unter www.operamrhein.de

 

Text: Oliver Erdmann