Mit drei Uraufführungen ist das Ballett am Rhein in die neue Spielzeit 2018/2019 gestartet. Am Samstag war Premiere für den Ballettabend b.37, dessen Highlight das Stück „New World“ des kanadischen Choreographen Robert Binet war.
Neben Robert Binet haben Natalia Horecna und Remus Şucheană neue Choreographien für das Ballett am Rhein kreiert. Die Uraufführungen waren am 23. November 2018 im Programm b.37 im Düsseldorfer Opernhaus zu erleben.
Der 27-jährige Robert Binet gehört zu den meist umworbenen Nachwuchstalenten der Szene, er ist Haus-Choreograph beim National Ballett of Canada und zu seinen Mentoren kann er John Neumeier und Wayne McGregor zählen. Zur Musik von Nico Muhly („Four Studies“, „Honest Music“ und „Quiet Music“) verbindet er in „New World“ Geschichten über die Entstehung des Universums mit unserer Realität und zeichnet eine Drei-Tages-Genesis nach. Wunderbar harmonisch ist das Zusammenspiel der beiden Tänzer Yoav Bosidan und Arthur Stashak, deren Interaktion den Ausgangspunkt des Stückes bildet. Überzeugend tanzen auch Sonia Dvořák und Orazio Di Bella, einer der neuen Tänzer im Düsseldorfer Ballett-Ensemble. Schön sind auch das Bühnenbild von Shizuka Hariu und das Lichtdesign von Floriaan Ganzevoort. Das Publikum ist begeistert und spendet viel Applaus.
Um das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse, zwischen Falsch und Richtig geht es der slowakischen Choreographin Natalia Horecna in „The Way Ever Lasting“. Nach ihrem Düsseldorf-Debüt mit „Wounded Angel“ vor zwei Jahren kann sie auch dieses Mal das Publikum überzeugen. Viel Applaus erhält sie für ihr Teufelchen (Eric White), welches ein Liebespaar (Ann-Kathrin Adam und Marcos Menha) auf die Probe stellt. Die Tänzer Philip Handschin und Chidozie Nzerem sowie die Tänzerinnen Marlúcia do Amaral, Sonia Dvořák und So-Yeon Kim verkörpern die inneren Stimmen der beiden Hauptpersonen. Im Mittelteil gerät Horecnas Stück etwas langatmig, nimmt zum Schluss zur Musik von Johann Sebastian Bach aber nochmal Fahrt auf. Ein Hingucker ist das Bühnenbild von Darko Petrovic mit den schwebenden Symbolen Kreis und Dreieck.
Den Abschluss des dreiteiligen Ballettabends macht Remus Şucheană mit „Fantaisies“. Der Ballettdirektor der Düsseldorfer Compagnie setzt sich in seiner dritten Choreographie mit Bohuslav Martinůs Sinfonie Nr. 6 auseinander. Er kreiert eine Art Sommernachtstraum, ein Reich voller phantastischer Wesen und zauberhafter Atmosphären. Dafür schöpft Remus Şucheană zumindest zahlenmäßig aus dem Vollen, 34 Tänzer_innen lässt er in Massenszenen zeitgenössisch über die Bühne wirbeln. Ein roter Faden ist jedoch nur schwer auszumachen, und irgendwie wünscht man sich zu der wundervollen Musik – hervorragend gespielt von den Düsseldorfer Symphonikern unter der musikalischen Leitung von Jean-Michaël Lavoie – eher einen klassischen Balletttanz. Auch das zentrale Bühnenelement (ein weißer Baum oder Wegweiser) und die seltsamen Kostüme vermögen nicht zu überzeugen. Das Publikum spendet daher eher verhaltenen Beifall.
b.37 ist insgesamt gute Ballettunterhaltung und lässt zugleich für die kommenden Spielzeit-Abende Luft nach oben.
Weitere Aufführungen im Düsseldorfer Opernhaus:
28.11. (19.30 Uhr), 01.12. (19.30 Uhr), 09.12. (18.30 Uhr), 12.12. (19.30 Uhr), 15.12. (19.30 Uhr) und 05.01. (19.30 Uhr)
Text: Oliver Erdmann