Das Ballett am Rhein zeigt in seinem aktuellen Programm drei Choreografien mit drei vollkommen unterschiedlichen Tanz- und Bildsprachen. Der Ballettabend „Kaleidoskop“ feierte gestern seine Premiere im Opernhaus Düsseldorf.

Vor vollem Haus präsentierte die Düsseldorf-Duisburger Ballettkompanie unter der Leitung von Bridget Breiner und Raphaël Coumes-Marquet am 15. März 2025 einen neuen Dreiteiler, der kaum abwechslungsreicher hätte sein können. Auf dem Programm standen zwei Uraufführungen und ein Neoklassiker. Das Premierenpublikum zeigte sich begeistert und spendete langanhaltenden Applaus.

„Moto perpetuo“ hat das Choreograf*innen-Duo Iratxe Ansa und Igor Bacovich seine erste Arbeit für das Ballett am Rhein betitelt. Bezeichnenderweise, denn in dem gut 30-minütigen Stück ist alles in ständiger Bewegung – die zehn Tänzer*innen und eine riesige Bühnenskulptur. Inspiriert von den monumentalen, zumeist rostfarbenen Metallskulpturen des amerikanischen Künstlers Richard Serra (1938-2024) ist der elfte Tänzer, wie die Schöpfer*innen sie nennen, das zentrale Element. Die Wand ist mehrfach drehbar und wird von den Tanzenden in stetiger Bewegung gehalten. Das Licht sorgt für ein faszinierendes Schattenspiel und lässt die Bühne abwechselnd in Gold und Silber erstrahlen. Den passenden musikalischen Rahmen liefert die 3. Symphonie von Philip Glass, gespielt von den Düsseldorfer Symphonikern unter der Leitung von Thomas Herzog. „Moto perpetuo“ ist das stärkste Stück des Abends.

Das zweite Stück – ebenfalls eine Uraufführung – ist eine Choreografie des südafrikanischen Künstlers Mthuthuzeli November. „Invocation“ (Hineinrufung oder Beschwörung) heißt seine erste Arbeit für das Ballett am Rhein, mit der er Erinnerungen an einen Ort seiner Kindheit, die berauschende wie beruhigende Wirkung der Musik und an das Glücksgefühl der Gemeinschaft lebendig werden lässt. Mit spirituell wirkenden Bewegungen gruppieren sich acht Tänzer*innen in einer kreisrunden Szenerie, die wohl eine afrikanische Hütte darstellt, um zwei kostümierte Figuren (Long Zou und João Miranda) herum. Die von Mthuthuzeli November selbst und dem Briten Alex Wilson komponierte Musik gibt dabei den steten Puls und Rhythmus vor.

Das Schlussstück des Abends ist ein neoklassisches Stück des französischen Choreografen Jean-Christophe Maillot. Am 29. Dezember 1995 im Opernhaus von Monaco uraufgeführt, ist das für das Ballet de Monte-Carlo kreierte Werk „Vers un Pays Sage“ („Auf dem Weg in ein weises Land“) eine Hommage an seinen Vater, den Maler Jean Maillot. Und so erstrahlt die Bühne in lebendigen Rot-, Grün- und Gelbtönen – wie in dessen Gemälden, die vor Energie und Lebenslust strotzen. Getrieben von der rasanten Musik in John Adams’ „Fearful Symmetries“, sind auch hier die zwölf Tänzer*innen in ständiger Bewegung und feiern einen energiegeladenen Dialog zwischen Spitzentanz und expressiver Moderne.

„Kaleidoskop“ ist ein abwechslungsreicher und inspirierender Ballettabend.
Weitere Aufführungen im Opernhaus Düsseldorf: Do 20.03.2025, 19:30 - 22:15 |
So 23.03.2025, 18:30 - 21:15 | Sa 29.03.2025, 19:30 - 22:15 | Sa 12.04.2025, 19:30 - 22:15 | So 20.04.2025, 15:00 - 17:45 | Sa 26.04.2025, 19:30 - 22:15 | Do 03.07.2025, 19:30 - 22:15 | So 06.07.2025, 18:30 - 21:15
Weitere Infos und Tickets unter www.operamrhein.de
Text: Oliver Erdmann