Seit Anfang des Jahres engagiert sich eine breit aufgestellte Initiative unter der Federführung des LSBTIQ+ Forums Düsseldorf für ein Queeres Zentrum in der Landeshauptstadt. Die Community wurde zu ihren Wünschen befragt und auch die Stadt ist schon mit im Boot.
Unterschiedliche Menschen aus dem gesamten LSBTIAQ*-Spektrum beteiligen sich seit gut einem halben Jahr an der Konzeption für ein Begegnungszentrum für queere Menschen in der Landeshauptstadt. Nach einem Aufschlag von Privatpersonen hat seit ein paar Wochen nun das LSBTIQ+ Forum Düsseldorf die Federführung übernommen. Die Arbeitsgruppe „Queeres Zentrum“ trifft sich bislang ausschließlich online. In Zoom-Konferenzen diskutieren die Teilnehmer*innen alle anstehenden Fragen von der inhaltlichen Ausgestaltung über mögliche Standorte oder die Größe des geplanten Zentrums bis hin zu einer Trägerschaft und Kooperationsmöglichkeiten. Am kommenden Sonntag soll nun ein erstes Präsenztreffen stattfinden.
Im April 2021 gab es eine große Online-Befragung der LSBTIAQ*-Community, an der innerhalb von vier Wochen fast 500 Personen teilgenommen haben. Menschen aus allen Altersgruppen und mit
unterschiedlichen geschlechtlichen Identitäten und sexuellen Orientierungen haben sich beteiligt. Gut 83 Prozent gaben an, dass ihnen persönlich ein Queeres Zentrum in Düsseldorf sehr wichtig
bzw. wichtig ist. Über 90 Prozent der Befragten würden ein Queeres Zentrum auch besuchen wollen. Es wurde u. a. gefragt, welche Angebote bzw. Veranstaltungen in einem Queeren Zentrum die
Befragten besuchen würden. Hierbei wurde deutlich, dass kulturelle Veranstaltungen und Bildungsangebote, aber auch Gastronomie, Freizeitangebote und Möglichkeiten für Gruppentreffen ganz vorne
auf der Anforderungsliste stehen.
Über die bisherigen Pläne für ein Queeres Zentrum und eine mögliche Unterstützung von Seiten der Stadt wurde auch schon mit Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller gesprochen. Der zeigte sich bei einem Treffen von Vertreter*innen der Initiative und Mitarbeiter*innen des Amtes für Gleichstellung überaus offen für die Wünsche der LSBTIAQ*-Community. Schließlich hatte er bereits vor seiner Wahl zum Stadtoberhaupt die Forderung nach einem Begegnungszentrum für die queere Community unterstützt. Insbesondere bei der Standortsuche wolle die Stadt behilflich sein, heißt es aus Kreisen der Gesprächsteilnehmer*innen. Und auch über mögliche Fördermittel solle gemeinsam gesprochen werden. Denn so groß der Wunsch nach einem Queeren Zentrum auch ist, klar ist allen Beteiligten, dass die Finanzierung etwa von Miete und Personalkosten sichergestellt werden muss.
An diversen Baustellen wird nun mit Hochdruck weitergearbeitet, um spätestens im Herbst mit einer konkreten Konzeption und einem Kosten- und Finanzierungsplan an die Öffentlichkeit gehen zu
können. Bis dahin könnte auch ein Trägerverein gegründet sein, dem die Organisation offiziell übertragen wird und der sich um Verträge und Finanzen kümmern kann. Dabei ist allen Beteiligten an
der Initiative wichtig, dass keine Konkurrenz zu bestehenden Angeboten aufgebaut wird. Vielmehr sollen alle Gruppen und Vereine, alle Fachstellen und Beratungsangebote mit dem Queeren Zentrum
vernetzt werden und zum Bespiel die Räume für eigene Veranstaltungen und damit für eine größere Öffentlichkeit nutzen können.
Das hat die Online-Befragung der Düsseldorfer Community ergeben:
Teilgenommen haben Menschen aus allen Altersgruppen: 1 % unter 18 Jahre, 33 % 18-27 Jahre, 24 % 28-40 Jahre, 24 % 41-54 Jahre, 15 % 55-69 Jahre, 3 % über 70 Jahre. Rund 85 Prozent der
Teilnehmenden sehen sich als Teil der queeren Community. Etwa 83 Prozent geben an, dass ihnen persönlich ein Queeres Zentrum in Düsseldorf sehr wichtig bzw. wichtig ist. Über 90 Prozent der
Befragten würden ein Queeres Zentrum auch besuchen wollen.
Die Teilnehmenden an der Online-Befragung wünschen sich ein inklusives und integratives Zentrum, das eine sichtbare und offene Begegnungsstätte für Viele ist, aber ebenso ein sicherer Ort für
LSBTIAQ+ sein soll. Barrierefreiheit, gute Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln, großzügige Öffnungszeiten und ein ausreichendes Raumangebot für diverse Gruppen und Beratungsangebote
werden als wichtige Punkte genannt. Die Räume sollen freundlich und einladend gestaltet sein, die Begegnungsstätte einen Wohnzimmer-Charakter besitzen. Es sollte Angebote für alle Altersgruppen –
sowohl altersübergreifend als auch für bestimmte Jahrgangsgruppen geben. Zu den Angeboten sollten Kurse und Workshops zu möglichst vielfältigen Themen, Beratungsangebote für möglichst viele
Menschen und kulturelle Veranstaltungen gehören. Ein gutes Partyangebot – für alle queeren Menschen, aber auch Spezielles wie Schwulen- oder Lesbenpartys – steht ebenso auf der Wunschliste weit
oben. Auch ein Café oder Restaurant wünschen sich viele als Bestandteil eines Queeres Zentrums. Wichtig ist vielen Befragungsteilnehmenden, dass es demokratische, paritätisch besetzte und
transparente Leitungsstrukturen geben muss. Eine ausgewogene Mischung aus hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeitenden sollte angestrebt werden, und ein Queeres Zentrum sollte parteipolitisch
neutral sein.
Es wurde u. a. gefragt, welche Angebote bzw. Veranstaltungen in einem Queeren Zentrum die Teilnehmenden besuchen würden. Nachfolgende Auflistung nach der Anzahl der Ja-/Vielleicht-Nennungen.
Kultur (Ausstellungen, Lesungen, Theateraufführungen, Musikveranstaltungen, Comedy etc.)
Ja: 83,7 % | Vielleicht: 13,3 % | Nein: 3,0 %
Bildung (Seminare u. Workshops zu unterschiedl. Themen, Akzeptanz- u. Aufklärungsarbeit etc.)
Ja: 75,2 % | Vielleicht: 21,0 % | Nein: 3,8 %
Gastronomie
Ja: 65,7 % | Vielleicht: 27,5 % | Nein: 6,8 %
Freizeit (Spielen, Lesen, Basteln, Sport etc.)
Ja: 60,2 % | Vielleicht: 32,1 % | Nein: 7,7 %
Gruppentreffen (thematische oder offene Gruppen, Selbsthilfegruppen, Vereine etc.)
Ja: 56,2 % | Vielleicht: 35,4 % | Nein: 8,4 %
Politisches (Politische Bildung, Raum für politischen Diskurs etc.)
Ja: 52,8 % | Vielleicht: 36,2 % | Nein: 11,0 %
Tanzpartys, Feiern, Clubbing
Ja: 64,0 % | Vielleicht: 24,8 % | Nein: 11,2 %
Kreatives
Ja: 45,2 % | Vielleicht: 36,1 % | Nein: 18,7 %
Geschichtliches (Archivarbeit, Erinnerungsarbeit, Bibliothek etc.)
Ja: 38,9 % | Vielleicht: 41,4 % | Nein: 19,7 %
Beratung (für Einzelpersonen und Gruppen)
Ja: 34,9 % | Vielleicht: 43,3 % | Nein: 21,8 %
Workspace
Ja: 29,7 % | Vielleicht: 35,1 % | Nein: 35,2 %
Weitere Infos zu Initiative "Queeres Zentrum für Düsseldorf" gibt es hier:
https://queerzentrum.wordpress.com/
Text: Oliver Erdmann | Grafik: Oliver Erdmann