Ein Jahrhundert queere Songs

Lange vor Lady Gagas „Born This Way“ gab es queere Hymnen. Die erste war „Das lila Lied“ aus dem Jahr 1920. In einer Lesung mit Musik am 20. September gibt Buchautor Ralf Jörg Raber Wissenswertes und Anekdoten aus der homosexuellen Musikgeschichte zum Besten.

Bild: Geschminkter und in Glitzer gekleideteter Sänger mit Mikrofon
"Wir sind wie wir sind - Ein Jahrhundert homosexuelle Liebe auf Schallplatte und CD" lautet der Titel von Ralf Jörg Rabers Buch (Männerschwarm-Verlag, 2010).

„Das lila Lied“ ist die erste Hymne der Homosexuellen aus dem Jahre 1920, der zur damaligen Zeit ein erstaunlicher Erfolg beschieden war. Zwei damals noch unbekannte, später aber recht erfolgreiche Männer schrieben das Lied. Den Text dichtete Kurt Schwabach, welcher – unterbrochen durch Emigration – noch bis Ende der 1950er Jahre viele populäre Schlager unter anderem für Evelyn Künneke, Zarah Leander und Freddy Quinn verfasste. Als Komponist war das Pseudonym Arno Billing angegeben; dahinter verbarg sich mit Mischa Spoliansky einer der erfolgreichsten Kabarett- und Revuekomponisten der Weimarer Republik. Beide versahen das Lied mit der Widmung „Dem unermüdlichen Forscher und Freund Herrn Sanitätsrat Dr. Magnus Hirschfeld zugeeignet.“ (Quelle: Wikipedia)

 

Um den Vordenker der Homosexuellen-Bewegung drehte sich auch die erste „schwule Schallplatte“, die bereits 1908 herauskam: „Der Hirschfeld kommt!“ von Otto Reutter. Der Sänger und Komponist hielt die „analytische Art“ des deutschen Sexualforschers für überzogen: „Er wittert überall Skandal. Er hält fast keinen für normal. Und jeder kriegt 'nen Schreck - kommt Hirschfeld um die Eck‘“. Allerdings missverstand Reutter die Intention Hirschfelds, der eben niemandem eine „anormale“ Veranlagung unterstellte, sondern für die Anerkennung jedweder Sexualität eintrat. Otto Reutter hätte sein „Hirschfeldlied“ vermutlich auch bei seinen angekündigten Auftritten im Düsseldorfer Apollo-Theater gesungen, wäre er nicht weniger Tage zuvor – am 3. März 1931 in einem Düsseldorfer Krankenhaus – verstorben.

 

Schallplatten waren das erste Massenprodukt der modernen Unterhaltungsindustrie. Ralf Jörg Raber stellt in seinem Buch „Wir sind wie wir sind – Ein Jahrhundert homosexuelle Liebe auf Schallplatte und CD“ (erschienen 2010 im Männerschwarm-Verlag) selbstbewusste Stimmen und Texte vor, die den Sprung in dieses Medium schafften. Er zeigt, wie sich dort auch Klischees, Hohn und Spott breit machten, wie Schwule in die Camouflage auswichen. Später eroberten Liedermacher und Schlager, Lesbenbands und schwule Formationen das Terrain, doch gerade in jüngster Zeit holt der Hiphop zum homophoben Gegenschlag aus. Ralf Jörg Raber liefert eine Fundgrube, die noch den kuriosesten Erscheinungen nachgeht und sie kenntnisreich einordnet. Der in Essen beheimatete Autor war schon im vergangenen Jahr für eine musikalische Lesung über den Chansonnier Paul O’Montis in Düsseldorf zu Gast.

 

Der Verein „Queere Geschichte(n) Düsseldorf e.V.“ ist Initiator dieser Veranstaltung, die in Kooperation mit dem Queeren Zentrum Düsseldorf e.V. und der Fachstelle „Altern unterm Regenbogen“ stattfindet.

 

Ein Jahrhundert queere Songs

Eine musikalische Lesung mir Ralf Jörg Raber

20. September 2024 (Beginn: 19.00 Uhr, Einlass: 18.30 Uhr)

Ort: „zentrum plus“ der AWO in Unterbilk, Siegstraße 2, 40219 Düsseldorf (barrierearm)

Eintritt frei | Anmeldung erbeten an: queere-geschichten-duesseldorf@web.de oder Bernd.Ploeger@awo-duesseldorf.de

 

Text: Oliver Erdmann | Quellen: Wikipedia, Männerschwarm-Verlag