Unterstützungshilfe fürs Queere Zentrum

Auf seiner Haushaltssitzung am vergangenen Donnerstag hat der Rat der Landeshauptstadt eine Förderung für das Queere Zentrum Düsseldorf im Jahr 2024 in Höhe von 70.000 Euro beschlossen. Der Trägerverein hatte sich deutlich mehr erhofft.

Bild: Rat der Landeshauptstadt Düsseldorf
Rat der Landeshauptstadt Düsseldorf // Foto: © Landeshauptstadt Düsseldorf/Michael Gstettenbauer

Der Düsseldorfer Stadtrat hat am 14. Dezember 2023 den städtischen Haushalt für das Jahr 2024 beschlossen. Verabschiedet wurde ein Haushalt mit einem Ausgabe-Volumen von 3,9 Milliarden Euro, dem Erträge von 3,6 Milliarden Euro gegenüberstehen. Zu den Ausgaben der Stadt zählen auch Fördermittel für LSBTIAQ*-Projekte. Hier wird es allerdings herbe Einschnitte geben. Kürzungen gibt es etwa bei der Fachstelle Regenbogenfamilien und der Trans*beratung Düsseldorf. Betroffen ist auch die Fachstelle Altern unterm Regenbogen, die von Aidshilfe, AWO und Frauenberatungsstelle getragen wird, und trotz hervorragender Arbeit bis 2026 schrittweise eingestampft werden soll.

 

Dem Verein Queeres Zentrum Düsseldorf e.V. wurde vom Stadtrat eine Förderung von 70.000 Euro für das Jahr 2024 bewilligt. Damit liegt die Fördersumme auf dem Niveau des Jahres 2023. Der Trägerverein, der sich für die Einrichtung einer Kultur- und Begegnungsstätte für die LSBTIAQ*-Community in Düsseldorf einsetzt, hatte eigentlich deutlich mehr beantragt. So sah die Haushaltsplanung für das Queere Zentrum eine Gesamtsumme von 207.940 Euro vor. Geplant waren für das kommende Jahr 37.500 Euro für Raumkosten, 156.000 Euro für Personalkosten (vier Teilstellen) und der Rest für Veranstaltungs- und Betriebskosten. Jetzt müssen deutlich kleinere Brötchen gebacken werden.

 

Im nun beschlossenen Haushaltsantrag der schwarz-grünen Ratskooperation heißt es: „Die Entwicklung eines Queeren Zentrums in Düsseldorf wird seitens der Fraktionen von CDU und Bündnis 90/Die Grünen nach wie vor unterstützt und positiv begleitet. Es ist wünschenswert, dass die LSBTIAQ*-Community in Düsseldorf noch stärker sichtbar wird. Politik und Verwaltung haben im vergangenen Jahr die Suche nach einer Liegenschaft für die Startaufstellung unterstützt.“ Es sei ihnen wichtig, „dass das Queere Zentrum in Düsseldorf fest etabliert und organisch wachsen kann. Dies schließt auch das aktive Einwerben von (Förder-)Mitteln durch die Stadt und den Verein ein, so dass richtungsweisende, niederschwellige Veranstaltungen durchgeführt werden können, um für ein queeres Leben in Düsseldorf zu sensibilisieren.“

 

Bereits im laufenden Jahr 2023 wurde die Aufbauarbeit des Queeren Zentrums mit 70.000 Euro durch die Stadt unterstützt. Da der Mietkostenzuschuss (15.000 Euro) unter Sperrvermerk stand und die Suche nach einer Räumlichkeit im vergangenen Jahr nicht erfolgreich war, konnte nicht die gesamte Fördersumme verwendet werden. Die kostenlose Zwischennutzung eines Ladenlokals auf der Friedrichstraße musste im Dezember 2023 wieder beendet werden. Zurzeit ist weiterhin keine Location für das Queere Zentrum in Sicht. Diskutiert wurde zuletzt ein Angebot zur Anmietung eines Ladenlokals auf der Friedrichstraße. Auch eine städtische Immobilie, die allerdings erst in ein paar Jahren fertiggestellt wird, ist im Gespräch.

 

Mit der beschlossenen Fördersumme ist der Aufbau einer Kultur- und Begegnungsstätte nicht umsetzbar. Selbst kleine Ladenlokale verschlingen deutlich mehr als 15.000 Euro Miete im Jahr. CDU-Ratsfrau Constanze Mucha sprach daher in der Haushaltssitzung auch von einer „Unterstützungshilfe“; der noch kleine Verein müsse erstmal wachsen und mehr Eigeninitiative organisieren. Auch FDP-Ratsfrau Dr. Christine Rachner empfahl, zunächst die Entwicklung abzuwarten, unterstrich aber die Wichtigkeit des Projekts. Ratsfrau Claudia Bednarski von der SPD kritisierte die fehlende Diskussion über den Antrag im zuständigen Gleichstellungsausschuss und rief dazu auf, „mehr Geld in die Hand“ zu nehmen, um dem Verein zu ermöglichen, mit einem Queeren Zentrum an den Start zu gehen. Mit den Stimmen der Fraktionen von CDU, Bündnis 90/Die Grünen, SPD, FDP und Die Partei/Klima (bei Enthaltung der Fraktion Die Linke und gegen die Stimmen der AfD) wurde die Förderung für 2024 beschossen.

 

Auch ohne eigenen Raum konnte der Verein im Jahr 2023 zahlreiche Veranstaltungen organisieren und vielfach in Kooperation mit anderen Vereinen und Initiativen wichtige Akzente für die LSBTIAQ*-Community setzen. Viel Arbeit lastete dabei auf den Schultern der ehrenamtlichen Vorstandsmitglieder; die Personalstelle für die Geschäftsführung und Koordination konnte erst im September besetzt werden.

 

Mit der Fördersumme fürs kommende Jahr wird der Verein weiterhin keine größeren Sprünge machen können. Ein „echtes“ Queeres Zentrum rückt damit weiter in die Ferne. Gute Ideen und viel ehrenamtliches Engagement sind jetzt gefragt, um dem Ziel einer LSBTIAQ*-Kultur- und Begegnungsstätte näher zu kommen. Die gesamte queere Community in Düsseldorf sollte jetzt mit ins Boot geholt werden.

 

Zunächst soll jedoch auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 13. Januar 2024 ein neuer Vorstand gewählt werden. In einem offenen Brief an die Mitglieder gab es im November Vorwürfe gegenüber den amtierenden Vorsitzenden. Die Kritik: Intransparenz, mangelhafte Kommunikation und zu wenig Einbindung interessierter Mitglieder. Erwartet wird, dass es zu weitreichenden Veränderungen im Vorstand kommt.

 

Text: Oliver Erdmann