Gegen das Vergessen

Es ist schon erstaunlich, dass für ein erfolgreiches Projekt, das mittlerweile über die Grenzen von NRW hinweg zum Standardrepertoire der LSBT*-Community in puncto Bildungs- und Antidiskriminierungsarbeit gehört, kaum Informationen oder Archivmaterialien aus der Anfangszeit erhalten sind. Dabei hält sich sogar das Gerücht, dass der Name SCHLAU in Düsseldorf erfunden wurde und dass das Projekt hier seine Anfänge hatte. Da während der Zeit der Projektträger mehrfach gewechselt hat, können historisch wertvolle Unterlagen verloren gegangen sein.

Um mehr herauszufinden, sucht Reinhart Schmidt, der von 2008 bis 2014 bei SCHLAU Düsseldorf als Projektkoordinator mitgearbeitet hat, Menschen, die etwas zu den ersten Schritten erzählen können. „Wie waren die Startbedingungen, wer hat damals an vorderster Front mitgemacht, wann gab es erste Unterstützer auf Seiten der Politik?“, all dies will Schmidt wissen. Es gebe wenig Unterlagen und auch in älteren Quellen seien die genauen Infos nur rudimentär. „Diese Infos schüttelt keiner aus dem Ärmel“, sagt Reinhart Schmidt, „das Wissen droht verloren zu gehen.“

Auch in einem zweiten Forschungsprojekt geht es ihm um die Arbeit gegen das Vergessen. Reinhart Schmidt war Teilnehmer an einem ersten Treffen einer „Homosexuellen Aktionsgruppe“ (HAG) im Dezember 1970 an der Ruhr-Universität in Bochum, die zu einer der frühen Community-Gruppen gehörte und später Zulauf aus dem gesamten Ruhrgebiet bekam. Auch über die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte der HAG Bochum ist wenig Material vorhanden. Und auch hier sucht Schmidt nach Leuten, die beim Zusammentragen oder auch beim Auswerten behilflich sein können.