In einem autobiografischen Rechercheprojekt mit dem Titel „Wir haben unsere Jugendliebe verschenkt“ will sich eine Düsseldorfer Künstlergruppe mit der prägenden Zeit der Pubertät und Jugend vorm Coming-out beschäftigen.
Die Gruppe um Choreograf Daniel Ernesto Müller und Regisseur Alexander Ritter besteht aus schwulen Künstlern aus den Bereichen Schauspiel/Theater, Tanz, Fotografie, Oper/Gesang und Bildender Kunst. In ihrem Projekt beschäftigen sie sich mit der Zeit vor dem schwulen Outing und suchen jetzt die persönlichen Geschichten schwuler Männer.
„In vielen Gesprächen in unserem schwulen Freundeskreis wurde das Thema der eigenen Pubertät oft ausgeklammert“, sagt Daniel Müller. Das erzählte Leben gehe bis zum Ende der Kindheit und beginne wieder ab dem ‚neuen Leben‘ – dem Outing. „Aber die Zeit dazwischen, die Phase der Selbstfindung und der Einordnung in ein Umfeld beziehungsweise eine Gesellschaft, wird in diesen Erzählungen meist ausgeblendet“, so Müller.
Die Künstlergruppe fragt sich nun: Warum wird über diese extrem prägende Phase so wenig gesprochen? „Je mehr wir uns mit diesem Thema beschäftigt haben und in unserem Umfeld darüber sprachen, desto mehr zeigte sich, dass jeder einzelne in dieser Zeit negative und prägende Erfahrung gemacht hat, jeder auf seine eigene Art“, erzählt Daniel Müller, „und dass die tiefen Wahrheiten, die wir in dieser Zeit gelernt haben, immer noch unser Handeln beeinflussen.“ Deswegen habe man sich dazu entschieden, über diese Phase zu recherchieren und zu sprechen. „Wir wollen uns unsere eigenen Geschichten und die von vielen anderen schwulen Männern anhören und diese sichtbar machen“, ergänzt Alexander Ritter, „und herausfinden, wie sehr diese Zeit bis ins Heute das Leben vieler prägt und dabei eure Geschichten hören.“
Gesucht werden schwule Männer als Interviewpartner, die Lust haben, ihre Geschichte zu erzählen. Die Interessenten erhalten zunächst acht Fragen, die sie entweder schriftlich oder per Video beantworten sollen. Anschließend findet eine Auswahl statt und es werden Interviewtermine vereinbart. Aus den geführten Interviews sowie aus der literarischen Recherche von Autoren, die dieses Thema bereits behandelt und erforscht haben, soll eine Materialsammlung entstehen, die als Grundlage für einen Theatertext dienen wird. Entstehen soll eine fiktive Autobiografie, in der sehr persönliche, eigene biografische Erfahrungen und Elemente der Gesprächspartner einfließen. Dabei sollen die Interviews lediglich als Material dienen, die Privatsphäre der Gesprächspartner bleibe jederzeit gewahrt, so die Projektgruppe.
Wer grundsätzlich Lust hat, sich mit der eigenen persönlichen Geschichte an dem Projekt zu beteiligen, schickt gerne bis zum 15. Dezember 2024 eine kurze E-Mail an: unserejugendliebe@web.de
Text: DQ/OE | Quelle: Daniel Müller, Alexander Ritter