LSBT*-Forum fordert eine Cilly-Helten-Straße

Wer war eigentlich Cilly Helten? Dieser Frage gingen die Teilnehmer_innen an einer Informationsveranstaltung nach, zu der das LSBT*-Forum Düsseldorf gestern ins Zakk eingeladen hatte. Unterstützt wurde damit die Initiative für eine Cilly-Helten-Straße in Oberbilk.

Bild: Dozent_innen und Organisator_innen der Infoveranstaltung zu Cilly Helten

Von links nach rechts: Veronika Duma (Historikerin), Astrid Hirsch (Historikerin / Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf), Marko Siegesmund (Bezirksbürgermeister), Gabriele Bischoff (LAG Lesben in NRW), Hans Helten (Neffe von Cillya Helten), Christian Naumann (LSBT*-Forum Düsseldorf)

Rund 30 Interessierte waren am 23. September 2018 ins Zakk gekommen, um sich über das Wirken von Cilly Helten zu informieren. Darunter auch einige Politiker_innen aus dem Stadtrat und der Bezirksvertretung 3, denen das Vorschlagsrecht zur Benennung neuer Straßen in Oberbilk obliegt. Nachdem im Juli 2018 eine Verwaltungsvorlage veröffentlicht wurde, die die Benennung von zwei neuen Straßen im Neubaugebiet „Grand Central“ am Hauptbahnhof nach den Partnerstädten Reading und Palermo vorsah, wurde Kritik laut. Insbesondere beim LSBT*-Forum Düsseldorf, das sich seit Jahren für eine Cilly-Helten-Straße einsetzt.

 

Bild: Marko Siegesmund
Bezirksbürgermeister Marko Siegesmund (SPD) begrüßt die Initiative für eine Cilly-Helten-Straße in Oberbilk.

Unterstützung fand das Forum beim Gleichstellungsbüro der Landeshauptstadt, das insbesondere mehr öffentliche Sichtbarkeit von Frauen im Stadtbild einfordert. Auch Bezirksbürgermeister Marko Siegesmund (SPD) zeigte sich von der Verwaltungsvorlage überrascht und erwirkte eine Vertagung der Entscheidung in der Bezirksvertretung. Er und die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, Elisabeth Wilfart, kamen auch zu einer spontan organisierten Demonstration des LSBT*-Forums, mit der die Forderung nach einer Cilly-Helten-Straße unterstrichen wurde. Bei der Informationsveranstaltung, die vom Gleichstellungsbüro und der LAG Lesben in NRW gefördert wurde, ging das Werben nun weiter.

Bild: Veronika Duma und Astrid Hirsch
Veronika Duma (links) und Astrid Hirsch

In einem Vortrag berichtete die Historikerin Astrid Hirsch (Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf) über die Arbeiterbewegung in Oberbilk und den Widerstand einzelner Akteur_innen gegen die Nazis. Die Historikerin Veronika Duma referierte anschließend über das Leben von Cilly Helten, die 1908 in Düsseldorf geboren wurde und sich während der Naziherrschaft in kommunistischen Kreisen engagierte. Wegen der Unterstützung des Widerstands war sie schließlich verhaftet und 1942 ins KZ Ravensbrück eingewiesen worden. Hier lernte sie ihre Freundin Rosa Jochmann kennen, eine führende österreichische Sozialdemokratin, mit sie nach dem Krieg bis zu ihrem Tod 1974 in Wien zusammenlebte.


Sehr persönlich wurden die Schilderungen aus dem Leben von Cilly Helten, als ihr Neffe Hans Helten über seine Tante berichtete. Er erinnerte sich etwa an die Hitler-Büste auf dem Schreibtisch seines Vaters und daran, dass er mit seiner Tante immer heimlich die Radiosendungen der BBC hörte. Hans Helten: „Sie war humorvoll, ernsthaft in ihrer politischen Überzeugung und wollte stets für eine gerechtere Welt kämpfen.“ Bezirksbürgermeister Marko Siegesmund versprach zum Abschluss der Veranstaltung, dass die Bezirksvertretung den Vorstoß für eine Cilly-Helten-Straße ernsthaft prüfen und auch das Gespräch mit dem Investor des „Grand Central“, der ebenfalls der Veranstaltung beiwohnte, suchen werde.

Text und Fotos: Oliver Erdmann