Die Initiative für ein Queeres Zentrum in Düsseldorf ist gestern im Gleichstellungsausschuss der Landeshauptstadt vorgestellt worden. Das bisherige Konzept stieß auf offenen Ohren bei den Lokalpolitiker*innen. Auch der LSBTIQ*-Aktionsplan war Thema im Ausschuss.
In der Sitzung des Gleichstellungsausschusses am 29. März 2022 ging es gleich mehrfach um LSBTIQ*-relevante Themen. Miriam Koch, Leiterin des Amtes für Migration und Integration, berichtete zu Beginn der Sitzung über die Situation geflüchteter Frauen* und Kinder aus der Ukraine. Bisher seien mehr als 3.300 Geflüchtete aus dem Kriegsgebiet in Düsseldorf angekommen und würden in einer Messehalle und Hotels untergebracht. Zudem seien viele Menschen privat untergekommen, etwa bei Angehörigen der ukrainischen Community in Düsseldorf, einer der größten in NRW. Die etwa 2.000 Hotelplätze seien auch die bevorzugten Unterbringungsmöglichkeiten für geflüchtete LSBTIQ*.
Einen Zwischenbericht zum Düsseldorfer Aktionsplan für LSBTIQ* legte das Amt für Gleichstellung und Antidiskriminierung vor. Amtsleiterin Elisabeth Wilfart sagte, dass es von Beginn an einen
partizipativen Prozess mit der Community gegeben habe. Vertreter*innen des LSBTIQ+ Forums Düsseldorf hätten intensiv an der Entwicklung des Aktionsplans mitgearbeitet. Herausgekommen sei eine
umfangreiche Sammlung von Bedarfen in den unterschiedlichsten Bereichen, wie etwa Angebote für Jugend und Ältere, für Regenbogenfamilien, für LSBTIQ* mit Handicap oder mit Migrationshintergrund.
Jetzt sollen die Handlungsempfehlungen gebündelt und im erweiterten Kreis bearbeitet werden, so Wilfart.
Ein Antrag der Ratsfraktionen von CDU und Bündnis 90/Die Grünen zur Durchführung einer Konferenz zum Thema „Wir in Vielfalt – LSBTIQ* Aktionsplan für Düsseldorf“ wurde von allen übrigen
Fraktionen unterstützt. Hier soll der Entwurf des Aktionsplans vorgestellt und mit Politik, Fachverwaltungen und interessierten Bürger*innen diskutiert werden. Die Verwaltung wurde beauftragt,
die Konferenz zu planen und möglichst noch vor der Sommerpause in Präsenz durchzuführen.
Ein Teil des Aktionsplans wird wohl auch die Realisierung eines Queeren Zentrums in Düsseldorf sein. Hieran arbeitet eine breit aufgestellte Initiative seit gut einem Jahr. Als Arbeitsgruppe des
LSBTIQ+ Forums Düsseldorf haben zahlreiche Engagierte viel Zeit und Energie in das Herzensprojekt der Community gesteckt. Zwei Vertreterinnen des Kernteams, Anastasiya Zhuravlova und Anne
Eckenroth, stellten das Konzept für eine Düsseldorfer LSBTIAQ*-Begegnungsstätte nun im Gleichstellungsausschuss vor. Sie legten Wert darauf zu erläutern, dass ein Queeres Zentrum keine Konkurrenz
zu bestehenden Beratungsangeboten sein soll, sondern vielmehr einen Mehrwert für alle als zentrale Lotsenstelle bieten kann. Der Fokus solle aber auf der Funktion eines sozio-kulturellen
Treffpunkts für die Community liegen – mit Café, Veranstaltungs- und Gruppenräumen.
Als Nächstes werde nun ein Trägerverein gegründet, um die weitere Arbeit zu verstetigen und um verhandlungs- und vertragsfähig zu sein, so die beiden Initiativen-Vertreterinnen. Denn die
bisherigen Pläne zeigen, dass die größten Aufgaben noch bevorstehen. Für die gewünschten Räumlichkeiten und die hauptamtlichen Personalstellen wird ein Jahresbudget von rund 295.000 Euro als
realistisch veranschlagt. Dass diese Kosten nicht nur aus Vereinsmitteln gestemmt werden können, ist allen Beteiligten klar. Hier wird es nicht ohne Beteiligung der Landeshauptstadt gehen, zumal
Landesmittel noch nicht in Sicht sind. Die Nachfragen der Politiker*innen im Gleichstellungsausschuss – wie auch schon Vorgespräche mit dem Oberbürgermeister und dem Amt für Gleichstellung und
Antidiskriminierung – zeigen aber, dass die Notwendigkeit für ein Queeres Zentrum in Düsseldorf erkannt wird und eine städtische Unterstützung durchaus im Rahmen des Möglichen liegt.
Text: Oliver Erdmann