Das Team der Lesben- und Schwulen-Bibliothek Düsseldorf stellt hier regelmäßig lesenswerte Bücher vor. Diesmal: „Berlin – Rostiges Herz“ von Sarah Stoffers und „Sonnenkönig Pechrabe“ von Kai Spellmeier. Viel Freude beim Lesen!
Berlin - Rostiges Herz
Sarah Stoffers
Amrûn Verlag | ISBN 978-3958693739
Berlin im Jahre 739 nach der Zeitenwende. Mathilda lebt mit ihrem Vater von den Einnahmen ihrer kleinen Reparaturwerkstatt. Wie viele andere Menschen in der großen Stadt gehören sie zur Unterschicht, weil sie mit Metallen arbeiten, Maschinen bauen und reparieren können. Wobei selbstständig Maschinen zu bauen streng verboten ist. Nur in Zusammenarbeit mit Zauberern oder ihrer Erlaubnis dürfen mechanische Dinge wie Aufzüge oder Luftschiffe gebaut werden. Kontrolle darüber hat die Wacht, eine Einrichtung, mit der kleinen Kindern Angst gemacht wird. Trotz ihrer Herkunft wird Mathilda zum Geburtstag von Rosa eingeladen. Rosa lebt mit ihrer Familie im prunkvollen Stadtteil der Zauberer, denn Rosas Vater ist einer der mächtigsten Zauberer. An diesem Abend will Mathilda Rosa ihre Liebe gestehen. Auch Fidelio, ein junger Zauberer mit Aussicht auf eine große Karriere, ist auf dem Weg, um Rosa seine Liebe zu erklären und ihr einen Heiratsantrag zu machen. Mathilda findet Rosa sterbend im Büro ihres Vaters. Als Fidelio dazukommt, ist Rosa schon tot.
Sofort wird Mathilda verdächtigt, kann aber zum Glück entkommen. Eine abenteuerliche Suche nach dem Mörder Rosas beginnt.
„Die Luft war warm und feucht, geschwängert von Blütenduft, Dünger und ungeahnten Möglichkeiten“. Was mir von diesem Buch wohl immer im Gedächtnis bleibt, ist die tolle und überraschend frische Ausdrucksweise. Überraschend ist auch die Entwicklung der Handlung, sehr gut gelungen die facettenreiche Darstellung der Charaktere. Dass Mathilda Rosa liebt, dass nicht alle Menschen heterosexuell sind, wird überhaupt nicht thematisiert und gehört zum normalen Alltag im Berlin des Jahres 739 nach der Zeitenwende. Sehr gut gefallen hat mir die abwechselnde Erzählperspektive, mal gibt es ein Kapitel über Mathilda, mal eines über Fidelio. Mit Mathilda, einer sehr mutigen jungen Frau, hat Sarah Stoffers eine Romanheldin geschaffen, wie ich sie mir wünsche. Der Roman ist nicht nur Action und Fantasy, im Hintergrund werden auch soziale und ökologische Probleme angesprochen, die es auch bei uns gibt. Und wie es sich für Steampunk- und Fantasyliteratur gehört, gibt es allerlei Maschinen, altmodische Kleidung und sogar auch Kobolde, Zauberer sowieso. Dass dann am Ende doch alles etwas anders ist als es vorher den Anschein hatte gibt dem Buch einen runden Abschluss.
Sarah Stoffers‘ Buch „Berlin – Rostiges Herz (Band 1)“ erschien 2018 erstmalig im Amrûn Verlag. Das Buch gehört zur Steampunk- wie auch zur Fantasyliteratur.
Vorgestellt von Chris Mebus
Sonnenkönig Pechrabe
Kai Spellmeier
Lago Verlag | ISBN 978-3-95761-214-4
1816 – in einer Welt irgendwo zwischen Jane Austen und Bridgerton leben Edward Arden und Lord Frederick „Freddy“ Francis Melville. Während eines Balls stolpern sie praktisch übereinander und können sich auf Anhieb nicht ausstehen. Edward lebt von seinem guten Aussehen und wie er damit anderen Männern den Kopf verdrehen kann, um sich dann für Sex fürstlich entlohnen zu lassen. Allerdings muss er aufpassen, denn auf Sodomie stand zu dieser Zeit die Todesstrafe durch den Strang. Freddy dagegen sucht, zwangsweise, eine Braut, mit der er die Linie der Melvilles fortführen kann oder muss. Bisher hatte er dabei noch kein Glück. Schon zweimal ging eine Verlobung in die Brüche, so dass er wie vom Pech verfolgt wirkt. Während Freddy Zerstreuung auf Bällen sucht, ist Edward zum Arbeiten vor Ort. Sehen und gesehen werden! Allerdings wurden in letzter Zeit einigen BesucherInnen dieser Festivitäten wertvolle Schmuckstücke entwendet. Als auch Freddys Schwester Florence Opfer der Diebe wird, verdächtigt Freddy Edward, da er von dessen Lebenswandel angewidert automatisch das Schlimmste annimmt. Einmal Verbrecher, immer Verbrecher! Doch die beiden gehen ein Bündnis ein, auf der Suche nach den wahren Dieben. Während Edward die Augen offen hält, soll Freddy seine Verbindungen spielen lassen, um einen Mann vor dem Galgen zu bewahren, der von Dienstboten bei unkeuschen Handlungen mit einem anderen Mann erwischt wurde. Bei verschiedenen Anlässen kommen Edward und Freddy einander emotional immer näher.
Das Buch besticht mit einer ganzen Reihe von queeren Nebenfiguren, die Edward als seine Wahlfamilie angenommen hat. Es ist ein kurzweiliger historischer Roman, der die damalige Zeit mit ihrer Doppelmoral wieder aufleben lässt.
Vorgestellt von Markus Gickeleiter
Die Bücher können bei der LUSBD Lesben- und Schwulen-Bibliothek Düsseldorf kostenlos ausgeliehen werden.
Lesben- und Schwulenbibliothek Düsseldorf
im Bürgerhaus Angermund
Graf-Engelbert-Str. 9
40489 Düsseldorf
Geöffnet jeden Sonntag von 15.00 bis 16.30 Uhr
Anmeldung erforderlich
DQ – Düsseldorf Queer dankt dem Team der LUSBD für die nette Zusammenarbeit.