Das Team der Lesben- und Schwulen-Bibliothek Düsseldorf stellt hier regelmäßig lesenswerte Bücher vor. Diesmal: „Klaus muss raus“ von Maiken Brathe und „The Extraordinaries – Die Außergewöhnlichen“ von T. J. Klune. Viel Freude beim Lesen!
Klaus muss raus
Maiken Brathe
Ulrike Helmer Verlag | ISBN 978-3-89741-462-4
„Heinz ist tot. Jetzt muss nur noch Klaus verschwinden.“ Dies sind die ersten beiden Sätze des Romans. Und schon ist meine Neugier auf die Protagonistin geweckt. Edith Muffler, 59 Jahre alt, ist nach einer freud- und lieblosen Ehe glücklich verwitwet. Ein Gefühl des Alleinseins kommt gar nicht erst in ihr auf, seit sie nach dem Ableben ihres Ehemanns den schwarzen Zwergpudel Paulchen aus dem Tierheim befreit hat. Nur einer stört ihre neu gewonnene Freiheit: ihr beinahe 40-jähriger Sohn Klaus, der immer noch nicht sein Elternhaus verlassen hat. Beim Gassigehen im benachbarten Wald lernt Edith, die sich selbst „die Unsichtbare“ nennt und sich in ihrem eigenen Leben bisher immer wie eine Laiendarstellerin fühlte, die ganz in Schwarz gekleidete, deutlich jüngere Kim kennen. Kim ist so ganz anders als die Frauen, die Edith bisher in ihrem Leben begegnet sind. Edith fühlt sich in ihrer Gegenwart belebt, erst recht, nachdem sie erfährt, dass Kim „Frauen mag“. Auf gemeinsamen Spaziergängen bereitet es beiden Frauen ein diebisches Vergnügen, sich Schlachtpläne auszudenken, die geeignet sein könnten, Klaus aus dem „Hotel Mama“ zu vertreiben. Wird einer dieser Pläne aufgehen und werden sich die beiden Frauen näherkommen?
Als Leser*in fiebert man auf jeder Seite mit, dass der Heldin endlich der finale Befreiungsschlag gelingen möge. Der Autorin ist hier eine Gratwanderung gelungen: einerseits ist das Beklemmende an Ediths bisheriger Lebenssituation unter der Knute von Mann und Sohn deutlich nachspürbar, andererseits wird die Schwere durch den Einsatz von Witz und feinsinnigem Humor wieder aufgebrochen.
Eine klare Leseempfehlung!
Vorgestellt von Andrea Schroeder
The Extraordinaries – Die Außergewöhnlichen
T.J. Klune
Heyne | ISBN 978-3-453-27478-5
Nick Bell ist 16, schwul und hat ADHS. Heimlich schwärmt er für einen der sogenannten Außergewöhnlichen – Shadow Star. Denn in Nicks Welt gibt es gelegentlich Menschen mit mehr als ungewöhnlichen Fähigkeiten. Shadow Star zum Beispiel kann irgendwie Schatten Leben einhauchen, während sein Erzfeind Pyro Storm das Feuer beherrscht. Beide liefern sich immer wieder Gefechte in Nicks Heimatstadt Nova City. Nick ist von Shadow Star fast schon besessen, schreibt er doch heimlich Fan Fiction, die er anonym im Internet veröffentlicht. Seine Leidenschaft für seinen Held erreicht ganz neue Höhen, als er in einer Seitenstraße mit einer seiner beiden besten Freundinnen Gibby, schwarz und lesbisch, von zwei Schlägern überfallen und prompt von Shadow Star gerettet wird. Was für ein Zufall! Als hätte der Held von Nova City ein Auge auf ihn, so wie Superman auf Lois Lane. Also beschließt Nick, mit der ihm eigenen unbestechlichen Logik, selbst ein Außergewöhnlicher zu werden, um so Shadow Star nahe zu sein.
Unterstützt wird er dabei, irgendwie, von Gibby, deren fester Freundin Jazz und Nicks bestem Freund Seth. Gelegentlich ist auch Owen mit von der Partie, Nicks früherer erster fester Freund, der von der übrigen Gruppe aber nie so ganz akzeptiert worden ist. Dank der Lektüre diverser Comics sowie des Studiums der üblichen Filme und Serien rund um das Thema Superhelden hat Nick genaue Vorstellungen, wie er zu einem Außergewöhnlichen werden kann. Dabei schreckt er in seinen Planungen auch vor einem möglichen Einbruch in ein Atomkraftwerk nicht zurück, um durch eine Strahlendosis seine Zellen zu einer spontanen Mutation zu zwingen. Logisch, oder? Seine Freund*innen haben daher alle Hände voll zu tun, um Nick teilweise vor sich selbst zu schützen, ohne dabei seine Gefühle zu verletzen.
Nebenbei gibt es mehrere Möglichkeiten für zukünftige amouröse Verwicklungen in Nicks Leben. Wird er mit Shadow Star eine dauerhafte feste Beziehung führen oder wendet er sich doch eher Pyro Storm zu, dessen muskulöse Oberschenkel ihn irgendwie ablenken? Auch Owen scheint noch immer an Nick interessiert zu sein, obwohl er die Beziehung beendete. Und dann gibt es da noch Seth, der vielleicht auch nicht im letzten Sommer heimlich jemanden geküsst haben könnte? Eine Vorstellung, die bei Nick ein Magenziehen auslöst. Was das wohl zu bedeuten hat?
Das Buch liest sich wie ein wahnwitziger Rausch. Nick scheint unfähig sarkastische und ironische Bemerkungen seiner Familie und Freunde zu erkennen, was zu den aberwitzigsten Gesprächen und Situationen führt. Durch sein ADHS ist Nick Teil des neuro-divergenten Spektrums, genauso wie der Autor des Buches T. J. Klune. Der Autor scheint selbst ein großer Fan des Superheld*innen-Genres zu sein, was man an mehr als einer Stelle deutlich bemerkt. Das Buch ist definitiv für eine jüngere Zielgruppe geschrieben und der erste Teil einer Trilogie.
Vorgestellt von Markus Gickeleiter
Die Bücher können bei der LUSBD Lesben- und Schwulen-Bibliothek Düsseldorf kostenlos ausgeliehen werden.
Lesben- und Schwulenbibliothek Düsseldorf
im Bürgerhaus Angermund
Graf-Engelbert-Str. 9
40489 Düsseldorf
Geöffnet jeden Sonntag von 15.00 bis 16.30 Uhr
Anmeldung erforderlich
DQ – Düsseldorf Queer dankt dem Team der LUSBD für die nette Zusammenarbeit.