DQ-Lesetipp | März 2024

Das Team der Lesben- und Schwulen-Bibliothek Düsseldorf stellt hier regelmäßig lesenswerte Bücher vor. Diesmal: „Last Night at the Telegraph Club“ von Malinda Lo und „In Deeper Waters“ von F. T. Lukens. Viel Freude beim Lesen!

Bild: Lesetipp März 2024
Bild: Buchcover "Last Night at the Telegraph Club"
© dtv

Last Night at the Telegraph Club

Malinda Lo

dtv | ISBN 978-3-423764193

 

„Last Night at the Telegraph Club“ ist ein spannender historischer Roman, geschrieben von Malinda Lo, der in den 1950er-Jahren in San Francisco, Amerika, spielt. Er erzählt die Geschichte von Lily Hu, einer siebzehnjährigen chinesisch-amerikanischen Schülerin, die sich im Laufe der erzählten Geschichte mehr und mehr ihrer sexuellen Identität bewusst wird. Dieses Bewusstwerden ihrer eigenen sexuellen Identität geschieht zeitgleich zu einer historischen Zeit, in der sowohl Homosexualität als auch Amerikaner*innen mit chinesischem Migrationshintergrund stark diskriminiert werden.

 

Lily fühlt sich zu Kath, einer Mitschülerin, hingezogen und gemeinsam entdecken sie die versteckte, unterirdische Welt der queeren Szene in San Francisco, insbesondere den Telegraph Club. Dieser Ort wird für Lily schnell ein Zufluchtsort, wo sie sich frei ausdrücken und ihre Identität erkunden kann. Mit jedem Besuch im Telegraph Club wird die Bindung, die die beiden jungen Schülerinnen zueinander aufbauen, tiefer und eine starke Verbundenheit entsteht. Lily lernt aber auch schnell die Risiken und Gefahren kennen, die zu dieser Zeit in Amerika mit ihrer eigenen Sexualität verbunden sind. Durch ihre persönliche Geschichte und ihr alltägliches Leben erhalten wir auch immer wieder Einblicke in die Gesellschaft zur Zeit des Kalten Krieges, in der nicht nur Diskriminierung gegenüber der queeren Community herrscht, sondern auch Rassismus und Verfolgung durch den Staat Einfluss auf das alltägliche Leben von Lilly und ihrem Umfeld nimmt.

 

Die gefühlsintensive Rahmenhandlung wird in regelmäßigen Abständen durch Rückblicke in die familiäre Vergangenheit unterbrochen. Durch die Rückblicke lernen wir Lilys Familie, vor allem ihre Eltern und ihre Tante, die Lily sehr nahesteht, besser kennen und tauchen tiefer in die Familien- und Herkunftsgeschichte der Protagonistin ein. Auf diese Weise bieten die Analepsen dem Leser gleichzeitig weiteren historischen Kontext.

 

„Last Night at the Telegraph Club“ ist nicht nur eine queere Coming-of-Age-Story, sondern auch eine detaillierte Auseinandersetzung mit Themen wie Familie, Freundschaft, Identität und Zugehörigkeit, aber auch Diskriminierung und Rassismus vor dem historischen Kontext des Kalten Krieges. Die Autorin Malinda Lo verwebt geschickt historische Fakten mit fiktiven Elementen, um eine Geschichte zu erzählen, die sowohl persönlich als auch politisch ist. „Last Night at the Telegraph Club“ ist eine bewegende Erzählung über das Erwachsenwerden, Liebe und den Mut, trotz der gesellschaftlichen Erwartungen und Einschränkungen zu sich selbst zu stehen.

 

Der Roman ist unglaublich facettenreich, gleichzeitig spannend erzählt und gestaltet. Ich denke, nicht nur Fans des Historical Fiction Genres oder von Coming-of-Age-Stories wird dieser Roman Freude beim Lesen bereiten.

 

Vorgestellt von Natalie Wiedenau

 

Bild: Buchcover "In Deeper Waters"
© One / Bastei Lübbe

In Deeper Waters

F. T. Lukens

Lübbe One | ISBN 978-3-8466-0175-4

 

Prinz Talisien (Tal) ist das vierte Kind von Königin Carys von Harth und wurde die letzten zehn Jahre im Schloss vor der Öffentlichkeit versteckt. Im Volk gibt es zwei Vermutungen: entweder ist der Prinz etwas schwächlich oder er besitzt die Magie seines Urgroßvaters. Sollte sich das Zweite als wahr herausstellen, würden sich alle anderen Königreiche zusammentun, um Harth in einem absoluten Krieg von der Landkarte zu streichen. Vor drei Generationen zerstörte König Lon von Harth in einem Anfall von Wahnsinn den Kontinent und hinterließ dank seiner Magie nur Asche und Tod. Seitdem existieren weder magische Wesen noch Magie, außer in Form von wenigen Menschen, die die Gestalt einzelner Tiere annehmen können.

 

Es sind seine magischen Fähigkeiten, die Tals zurückgezogenes Leben begründen. Doch nun ist er 16 und macht seine Coming-of-Age-Reise quer durchs Königreich, um sich seine königlichen Hörner abzustoßen, Spaß zu haben und sich dem Volk zu präsentieren. Doch die Reise beginnt alles andere als vergnügt. Bereits am zweiten Tag an Bord des königlichen Flaggschiffs, kurz nachdem Tal sein Frühstück in die See übergab, stößt die Mannschaft auf ein verlassenes brennendes Wrack. An Bord befindet sich nur eine Person, Athlen, ein Jugendlicher in Tals Alter, der mit einer Eisenkette um den Knöchel, verletzt und halbnackt, angekettet zurückgelassen wurde. Außer Athlen befindet sich an Bord noch eine Truhe voller Goldmünzen, frisch geprägt, die eigentlich nicht existieren dürften. Nach Athlens Rettung knistert es vor Spannung zwischen ihm und Tal so richtig, so dass sich Tal bereit erklärt, ihn freizulassen. Dazu benutzt er seine Magie, was Athlen eher neugierig macht als ihn zu verschrecken. Der Augenblick dauert nicht lange, denn Athlen flüchtet und stürzt sich, drei Tagesreisen von jedem Hafen entfernt, vom Schiff ins Meer und verschwindet. Er hinterlässt eine verdutzte Mannschaft und Tal, mit gebrochenem Herzen.

 

Dies war das Ende von Kapitel eins von zwanzig. Spätestens jetzt sollte allen klar sein, was es mit Athlen auf sich hat. Bei Tal dauert es noch ein paar Kapitel, bis sich die Erkenntnis durchsetzt, dass er nicht als Einziger mit Magie zu tun hat. Danach nimmt der Roman so richtig Fahrt auf und auch das Rätsel um die Truhe mit Goldmünzen hält Tal so richtig in Atem.

 

Der Roman strotzt nur so vor Handlung und Wendungen, die typisch amerikanisch romantisch-keusch, aber teilweise leicht gewalttätig erzählt werden. F. T. Lukens beschreibt diesen Roman als High-Fantasy-Märchen, was die Ähnlichkeit mit vielen Disney-Filmen erklären würde, wenn auch jedes Mal einen Tick anders als bekannt. An einer Stelle wagt es Athlen sogar zu singen, wenn auch nur kurz. Der Roman ist mit schneller Feder geschrieben und bereitet beim Lesen ein kurzweiliges Vergnügen und ganz ehrlich, bei diesem Cover musste ich einfach wissen, worum es ging.

 

Vorgestellt von Markus Gickeleiter

 

Die Bücher können bei der LUSBD Lesben- und Schwulen-Bibliothek Düsseldorf kostenlos ausgeliehen werden.

 

Lesben- und Schwulenbibliothek Düsseldorf
im Bürgerhaus Angermund
Graf-Engelbert-Str. 9
40489 Düsseldorf
Geöffnet jeden Sonntag von 15.00 bis 16.30 Uhr

Anmeldung erforderlich

www.lusbd.de

 

DQ – Düsseldorf Queer dankt dem Team der LUSBD für die nette Zusammenarbeit.