DQ-Lesetipp | März 2025

Das Team der Lesben- und Schwulen-Bibliothek Düsseldorf stellt hier regelmäßig lesenswerte Bücher vor. Diesmal: „A Bookshop of One’s Own“ von Jane Cholmeley und „Nebelhorn Echos“ von Danny Ramadan. Viel Freude beim Lesen!

Lesetipp März 2025
Buch "A Bookshop of One’s Own" mit Figur
Foto: A. Schroeder

A Bookshop of One’s Own. How a group of women set out to change the world

Jane Cholmeley

Mudlark (HarperCollinsPublishers) | ISBN ‎ 978-0-00-865104-6

 

Der „Silver Moon Bookshop“ war eine im Jahr 1984 gegründete feministische Buchhandlung auf der Charing Cross Road in London. Jane Cholmeleye, eine der Gründerinnen, hat der Buchhandlung mit „A Bookshop of One’s Own“ im Jahr 2024 ein Denkmal in Buchform gesetzt. Als „Silver Moon“ nach über 17 Jahren aufgrund gestiegener Mietforderungen schließen musste, war er der größte Frauenbuchladen Europas. Er diente auch als Informationsbörse und sicherer Ort für Frauen. Als ich ihn in den 1980er-Jahren besuchte, wurde im Basement ein Café betrieben, das aber nach anderthalb Jahren wieder aufgegeben wurde. Die Betreiberinnen gaben einen Newsletter heraus, der von 6000 Abonnentinnen bezogen wurde.

 

Im ersten Kapitel des Buches skizziert die Autorin ihren Lebensweg bis zu dem Zeitpunkt, an dem ihre ehemalige Lebensgefährtin Sue Butterworth, sie und Jane Anger sich entschließen, eine Buchhandlung zu eröffnen, u. a. mit dem erklärten Ziel die Sichtbarkeit von Literatur von Frauen zu fördern. Im weiteren Verlauf des Buches erfahren die Leser:innen mehr über die Geschichte der Buchhandlung angefangen von der Suche nach einem geeigneten Ladenlokal über bekannte Autorinnen, die den „Silver Moon Bookshop“ besuchten, bis hin zu den nackten Zahlen und der Geschäftsaufgabe im Jahr 2001. Auch ein typischer Arbeitstag in der Buchhandlung wird beschrieben.

 

Wer hier eine staubtrockene Lektüre erwartet, wird eines Besseren belehrt werden, denn das Buch ist lebendig und in einer humorvollen Tonlage geschrieben. Es fängt die Atmosphäre der feministischen Szene und der LGBTQ-Community der 80er-Jahre in London ein, die einerseits von einer Aufbruchstimmung geprägt war, während andererseits zunehmende Restriktionen in der Thatcher-Ära zum Alltag gehörten. Clause 28 verbot in diesen Jahren die „Förderung der Homosexualität“ durch lokale Behörden. In der noch heute existierenden Buchhandlung „Gay’s The Word“ kam es zur Beschlagnahmung von Büchern.

 

Betroffen gemacht hat mich das Kapitel, das mit dem Wort „Gewalt“ überschrieben ist. Die Autorin beschreibt zu Beginn dieses Kapitels, wie sie eines Tages an helllichtem Tag von einer Gruppe junger Männer in Sichtweite des Trafalgar Square völlig unvermittelt niedergeschlagen wurde. Ein Bezug zu ihrer Tätigkeit in der Buchhandlung ließ sich nicht herstellen, ein Akt der Gewalt „just for fun“ verübt an einer Frau mit einer Kurzhaarfrisur. Es folgt eine Darstellung dessen, was sich an Anfeindungen sowie Drohungen gegen die Buchhandlung im Laufe der Jahre immer wieder ereignet hat. Manche der Übergriffe so unappetitlich, dass ich sie nicht wiedergeben möchte.

 

Eine spannende Lektüre. Auch über die Macht von Büchern.

 

Dieses Buch ist eins von über 1000 englischsprachigen Gay-, Lesbian- und Trans-Interest-Titeln, die in der Lesben- und Schwulenbibliothek Düsseldorf kostenlos entliehen werden können.

 

Vorgestellt von Andrea Schroeder

 

Buchcover "Nebelhorn Echos"
© Orlanda Verlag

Nebelhorn Echos

Danny Ramadan

Orlanda | ISBN 978-3-949545-51-1

 

Wassim und Hussam wachsen zusammen in Damaskus auf, als Nachbarn und beste Freunde. Aus ihren freundschaftlichen Gefühlen wird mehr. Bei einem tragischen Ereignis stirbt Hussams Vater und von nun an lebt er bei Wassim. Zuerst teilen sie sich ein Zimmer und später ein Bett. Durch Zufall werden sie dort von Wassims Vater überrascht, der Hussam auf die Straße setzt und für Wassim eine Ehe arrangiert. Als der Bürgerkrieg in Syrien beginnt, engagiert sich Hussam bei den Rebellen. Er wird verhaftet und verlässt nach seiner Freilassung das Land. Über die Türkei versucht er nach Europa zu gelangen, landet jedoch schließlich in Kanada.

 

In der zweiten Handlungsebene, ein paar Jahre später, lebt Hussam bei einem Mann namens Ray. Er lebt jetzt in Toronto und hat keinen Job. Ihm erscheint immer wieder der Geist seines toten Vaters, der ihn vorwurfsvoll ansieht. Hussam nimmt Drogen und schläft mit jedem Kerl, den er erwischen kann. Beides kommt bei seinem Partner Ray gar nicht gut an. Gleichzeitig lebt Wassim auf den Straßen von Damaskus, nachdem er seine Frau und seinen kleinen Sohn verlassen hat. In einem leerstehenden Haus findet er Obdach und trifft dort auf den Geist seiner ehemaligen Bewohnerin, Kalila. Sie führt mit Wassim viele Gespräche, die nach und nach Wassims Verständnis von sich und seiner Stellung in der Welt verändern.

 

Der Roman erzählt die Geschichte dieser beiden Männer in Rückblicken und manchmal ein wenig konfus wirkend, zwischen den zeitlichen Ebenen hin- und herspringend. Wie schon in seinem Erstlingswerk (Die Wäscheleinen-Schaukel), benutzt der Autor eine in Teilen sehr lyrische Sprache mit faszinierenden Metaphern, um über die Liebe zweier Männer zueinander zu berichten. Je weiter man liest, desto mehr stellt sich die Frage, ob die beiden Liebenden am Ende wieder zueinander finden oder nicht. Dieser Roman wurde 2023 mit dem Lambda-Award für Gay Fiction geehrt.

 

Vorgestellt von Markus Gickeleiter

 

Die Bücher können bei der LUSBD Lesben- und Schwulen-Bibliothek Düsseldorf kostenlos ausgeliehen werden.

 

Lesben- und Schwulenbibliothek Düsseldorf
im Bürgerhaus Angermund
Graf-Engelbert-Str. 9
40489 Düsseldorf
Geöffnet jeden Sonntag von 15.00 bis 16.30 Uhr

Anmeldung erforderlich

www.lusbd.de

 

DQ – Düsseldorf Queer dankt dem Team der LUSBD für die nette Zusammenarbeit.