Am 15. Oktober soll es so weit sein: Der „Ort für die Erinnerung und Akzeptanz von geschlechtlicher und sexueller Vielfalt“ wird auf der Apollowiese eröffnet und die Bronzeplastik des Künstlers Claus Richter durch OB Keller enthüllt. Ein Meilenstein für die LSBTIQ*-Community.
Hinter den Kulissen wird mit Hochdruck gearbeitet, damit die Enthüllung des LSBTIQ-Denkmals in Düsseldorf Mitte Oktober stattfinden kann. Das Bronze-Kunstwerk von Claus Richter wird zurzeit in der Düsseldorfer Kunstgießerei Kayser produziert, und auf der Apollowiese zwischen Johannes-Rau-Platz und Rheinufer ist das Fundament bereits gegossen worden. Die Kunstkommission Düsseldorf bereitet federführend die offizielle Enthüllung vor, das LSBTIQ+ Forum Düsseldorf entwickelt eine Internetseite, die den Gedenkort inhaltlich begleiten soll.
In der Kunstgießerei Kayser im Düsseldorfer Hafen entstehen Bronzeplastiken bekannter Künstler wie Thomas Schütte oder Tony Cragg. Jetzt arbeiten die Mitarbeiter*innen von Rolf Kayser (im Bild links) an der Figurengruppe von Claus Richter (2. v. r.). Nicolas Grosch, Geschäftsführer der Kunstkommission Düsseldorf, war beim Vor-Ort-Termin mit dabei. // Foto: Oliver Erdmann
Am 15. Oktober 2021 soll Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller um 12 Uhr den „Ort für die Erinnerung und Akzeptanz von geschlechtlicher und sexueller Vielfalt“ mit einer Rede eröffnen. Anschließend wird das Denkmal zusammen mit Vertreter*innen des LSBTIQ+ Forum Düsseldorf und der Kunstkommission Düsseldorf enthüllt. Für das Forum soll dessen langjährige Co-Sprecherin Gabriele Bischoff reden, die neue Vorsitzende der Kunstkommission, Heike van den Valentyn, wird mit dem Künstler Claus Richter ein Gespräch über dessen Kunstwerk führen. Die Moderation übernimmt Laura Rohrbeck vom WDR-Studio Düsseldorf. Am gleichen Tag wird zudem der diesjährige Düsseldorfer CSD eröffnet, so dass dem neuen Gedenkort viel Aufmerksamkeit sicher sein kann.
Der in Köln lebende Künstler Claus Richter hat für Düsseldorf "Ein seltsam klassisches Denkmal" erschaffen. Es wird seine erste Bronzeplastik im öffentlichen Raum sein. Einen Überblick über das vielfältige künstlerische Schaffen Richters und seine bis dato rund 38 Ausstellungen bietet ein gerade erschienener Katalog ("Wishbook", 320 Seiten, Verlag der Buchhandlung Walther König). // Foto: Oliver Erdmann
Der Kölner Künstler Claus Richter hatte mit seinem Entwurf für „Ein seltsam klassisches Denkmal“ den Wettbewerb der Kunstkommission gewonnen. Die bronzene Figurengruppe besteht aus vier Personen, die mit in die Luft gestreckten Fäusten und Victory-Zeichen kämpferisch wirken, und in ihrem Aussehen für unterschiedliche Gruppen innerhalb der LSBTIQ*-Community stehen. Der jetzt Realität werdende Gedenkort, den die Arbeitsgemeinschaft der Düsseldorfer LSBTIQ*-Gruppen seit gut zwei Jahrzehnten beharrlich eingefordert hat, soll an die Ausgrenzung und Verfolgung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und trans* Menschen und zugleich an deren Emanzipationsgeschichte erinnern.
In Deutschland gibt es bereits in mehreren Städten Denkmäler mit ähnlichem Hintergrund. 1994 entstand das erste Mahnmal zur Homosexuellenverfolgung in Frankfurt am Main, seit 1995 erinnert in Köln ein Mahnmal an die schwulen und lesbischen Opfer des Nationalsozialismus. In Berlin steht seit 2008 ein Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen – vis-à-vis vom Holocaust-Mahnmal –, 2017 kam das Denkmal für die erste homosexuelle Emanzipationsbewegung am Magnus-Hirschfeld-Ufer hinzu. Der jetzt in der NRW-Landeshauptstadt entstehende Gedenkort thematisiert erstmals beides: die Zeiten von Ausgrenzung und Verfolgung, aber auch den Kampf gegen Diskriminierung und Unterdrückung, für Offenheit und Akzeptanz. Claus Richters „seltsam klassisches Denkmal“ soll erklärtermaßen ein Ort des Erinnerns und der Begegnung werden.
Auf der Inschrift wird zu lesen sein: „Dieser Ort ist den Lesben, Schwulen, Bisexuellen und trans* Menschen gewidmet, die Opfer von Gewalt, Verfolgung und Diskriminierung in Düsseldorf wurden. Und all denen, die in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft für geschlechtliche und sexuelle Vielfalt einstanden und einstehen.“ Der neue „Ort für die Erinnerung und Akzeptanz von geschlechtlicher und sexueller Vielfalt“ in Düsseldorf wird mehr sein als ein Meilenstein für die LSBTIQ*-Community. Die Landeshauptstadt setzt damit ein wichtiges gesellschaftliches Zeichen – gegen Diskriminierung und für eine offene Gesellschaft.
Text: Oliver Erdmann