Dem Bild des Mannes in Fotografie und Skulptur widmet sich das Duisburger Museum DKM in der Ausstellung „EROS in Erwartung der Ewigkeit“. Zu sehen sind Werke von Wilhelm von Gloeden, dem Pionier der männlichen Aktfotografie, und zeitgenössischen Künstlern wie Dan Kane und Tom Fecht.
In der griechischen Mythologie ist Eros der Gott der begehrlichen Liebe. Seit der Antike ist er eine der beliebtesten mythischen Figuren in der bildenden Kunst, aber auch in Literatur und Musik. Zumeist als schöner Jüngling dargestellt, ist Eros (bzw. der Amor in der römischen Mythologie) der Archetyp des sinnlichen und zugleich heroischen Mannes. Doch im Gegensatz zur Darstellung des nackten Frauenkörpers, der in der Kunst einen großen Stellenwert einnimmt, ist der männliche Akt seit der Antike lediglich in Verknüpfung mit Attributen des Märtyrers oder Helden akzeptiert. Darbietungen der puren männlichen Schönheit und Sexualität waren lange Zeit ein Tabu.
Einer der ersten Verfechter der männlichen Nacktfotografie war der deutsche Fotograf Wilhelm von Gloeden (1856-1931), dessen Fotografien in der DKM-Sammlung gut vertreten sind. Berühmt wurde er durch seine homoerotischen Akte sizilianischer Knaben – zumeist mit Requisiten und Kostümen –, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur durch diesen stilisierten Bezug zur Antike legitimiert wurden. Im Zuge der sexuellen Revolution in den Sechziger Jahren wurde das Werk
Wilhelm von Gloedens wiederentdeckt.
Die Ausstellung zeigt darüber hinaus die ebenso schwarz-weißen Körperstudien des in Berlin lebenden amerikanischen Fotograf Daniel Kane (*1954) und des deutschen Künstlers Tom Fecht (*1952), der auch durch seine Gedenkstein-Kunst für Menschen, die an Aids gestorben sind, bekannt geworden ist. Zudem sind Werke der US-Amerikaner Robert Mapplethorpe (1946-1989) und Roy Schatt (1909-2002) zu sehen.
Die zahlreichen Fotografien und einige Gemälde werden in der Ausstellung gekonnt mit bildhauerischen Werken kombiniert. Zumeist sind dies Bronzestatuen wie der „Olympiasieger“ auf seinem Pferd (um 1920) von Albert Hinrich Hussmann oder die Büste vom „Held der Lüfte“ (ca. 1926) von Pierre de Soete. Weitere Werke sind die salzglasierten Keramiken „Aurora“, „Crepusculum“ und „Nox“ (1912) von Marcel Wolfers (1886–1976) und der bronzene „Römische Legionär“ (1910) von Mathieu Molitor.
Wer die fünf Räume der aktuellen Ausstellung genossen hat, dem sei auch der Besuch der übrigen Sammlung des 2009 eröffneten Privatmuseums der Kunstsammler Dirk Krämer und Klaus Maas empfohlen. Das in einen Kunsttempel umgebaute Industriegebäude in einer Wohnstraße mitten im Duisburger Dellviertel zeigt unter dem Leitmotto „Linien stiller Schönheit“ u.a. alte Kunstwerke schwerpunktmäßig aus Pakistan, Indien, Iran, Japan, Kambodscha, Thailand und Ägypten sowie aus China (Han- und Qi-Dynastie). Die Sammlung neuer Kunst enthält Werke aus der zweiten Hälfte des 20. sowie des begonnenen 21. Jahrhunderts, darunter zeitgenössischer Künstler wie Ai Weiwei, Gereon Krebber, Ulrich Erben und Richard Long. Die beiden Sammler betreuen außerdem den Nachlass des Künstlers Ernst Hermanns und das Archiv des Bildhauers Ulrich Rückriem.
EROS in Erwartung der Ewigkeit
26. März bis 25. September 2022
Museum DKM, Güntherstr. 13–15, 47051 Duisburg-Dellviertel
Samstag, Sonntag und an Feiertagen | 12.00 bis 18.00 Uhr
Jeden ersten Freitag im Monat | 12.00 bis 18.00 Uhr
www.museum-dkm.de
Text: Oliver Erdmann