Mayo Velvo ist aus der Düsseldorfer Kleinkunstszene nicht wegzudenken. Der Chansonnier tritt seit mehr als dreißig Jahren mit seinen Programmen auch deutschlandweit auf. Jetzt feiert er 25-jähriges Bühnenjubiläum mit seinem Pianisten Thomas Möller.
Wenn Mayo Velvo die Bühne betritt, ist er ganz in seinem Element. Geboren in Stuttgart, kam er schon als Kind mit seiner Mutter nach Düsseldorf. Damals sei er noch still und schweigsam gewesen, sagt er von sich. Mit Sechszehn hatte er dann seine erste Rolle in einer Schultheateraufführung. Es folgten Einsätze im Schulchor und pantomimische Auftritte. Ende der 1970er-Jahre war Velvo Gründungsmitglied der Theater- und Kabarettgruppe „Rosa Kitsch“, die von Düsseldorf aus die ganze Republik und das benachbarte Ausland bereiste.
Die Gruppe habe sich nach einem Auftritt in der Uni Düsseldorf zusammengefunden, erinnert sich Mayo Velvo. Der damals 20-Jährige trat hier mit schrägen Liedern zu Vollplayback auf – Travestie vom
Feinsten. Ein schwules Männerballett sei ein weiterer Act bei der Veranstaltung des Schwulenreferats gewesen. Ein Besucher war so begeistert, dass er das gesamte Programm für eine Show in den
Niederlanden buchen wollte. Daraufhin tat man sich zusammen, absolvierte erfolgreich den ein oder anderen Showabend und gründete schließlich „Rosa Kitsch“.
Mit einer Mischung aus Kabarett, Sketchen und musikalischen Einlagen, garniert mit zotigen Geschichten, war das 6-köpfige Ensemble damals über die Grenzen Düsseldorfs erfolgreich. Auftritte gab es „von Flensburg bis Zürich, von Amsterdam bis Berlin, und an vielen kleinen Orten dazwischen“, scherzt Mayo Velvo. Vier intensive Jahre seien das gewesen. 1983 habe sich die Gruppe dann aufgelöst – einige Mitglieder hatten ihr Studium beendet und begannen ihre Jobs, andere gingen ins Ausland. Die Idee von „Rosa Kitsch“ wurde später vom Culture Club im Café Rosa Mond wiederbelebt.
Mayo Velvo war zu der Zeit schon als Gastschauspieler bei verschiedenen Theaterproduktionen im Einsatz, bei der Berliner Kammeroper oder beim Stadttheater Krefeld. Dann wechselte er zur Musik,
absolvierte ein Musikstudium, lernte Saxophon und Querflöte. 1990 begann er eine Gesangsausbildung und trat mit einem ersten Chanson-Programm auf. Das Cabaret- und Chanson-Duo „Velvo &
Vincent“ (zusammen mit Pianist Thomas Scheike) blieb drei Jahre zusammen. Es folgten weitere Solo-Programme, bis Mayo Velvo im Jahr 1997 für seinen ins Deutsche übersetzten Song „Ich bin Swing“
(von Charles Trenet und Johnny Hess) einen Pianisten suchte. Im damaligen Schwulen- und Lesben-Zentrum Düsseldorf (LuSZD) auf der Kronenstraße habe er dann Thomas Möller getroffen, erzählt Mayo
Velvo, und man gleich gut zusammengepasst – rein musikalisch…
Seither sind Mayo Velvo und Thomas Möller auf der Bühne ein Paar, das sich wunderbar ergänzt. Egal, ob bei Liedern von Serge Gainsbourg oder Cole Porter, oder bei Swing- und Jazzstücken aus dem deutschen Schlagerchanson-Repertoire – der Sänger und sein Pianist bilden eine professionelle und zugleich emotional aufeinander abgestimmte Einheit. Seit 2004 begeistern sie ihr Publikum mit ihrem musikalischen Weihnachtsabend („Have Yourself A Velvo Little Christmas“) oder seit 2011 mit den Shows zum Grand-Prix D’Eurovision („Velvo sings Eurovision“). Zum 60. Geburtstag von Mayo Velvo schenkte der Künstler sich und seinen Fans 2019 eine augenzwinkernde musikalische Retrospektive („Jurassic Velvo“). Und nun steht also das 25-Bühnenjubiläum mit Thomas Möller an.
Am 19. Oktober 2022 präsentieren die beiden Musiker das neue Programm „Hommages 2022“. Es wird eine besondere Rückblende mit Velvo-Klassikern sowie bekanntem und unbekanntem Repertoire anderer
illustrer Jubilare: Ob Elton John, Barbra Streisand, Petula Clarke oder Reinhard Mey, ob Doris Day, Judy Garland, Lou Reed, David Bowie oder Georg Kreisler – alle haben oder hätten in diesem Jahr
einen besonderen Jahrestag gefeiert. Der Abend, der aber insbesondere eine Hommage an die künstlerische Zusammenarbeit des Duos Velvo/Möller ist, findet in der Jazz-Schmiede (Himmelgeister Straße
107, 40225 Düsseldorf-Bilk) statt.
Text: Oliver Erdmann