Die Intendanz und die künstlerische Leitung der Deutschen Oper am Rhein haben in dieser Woche das Programm für die nächste Spielzeit vorgestellt. Von September bis Dezember gibt es Opern- und Ballettaufführungen in Kurzform. Eine Chance, um neues Publikum zu gewinnen.
Standen in der aktuellen Spielzeit 2019/2020, die wegen der Corona-Pandemie vorzeitig beendet wurde, noch Wagner-Opern von bis zu fünfeinhalb Stunden auf dem Programm, musste das Leitungsteam der Deutschen Oper am Rhein nun umdenken. Die vermutlich weiterhin bestehenden Kontaktbeschränkungen wirken sich nicht nur auf die Arbeitsbedingungen aus. Große Orchester oder Chöre können unter den geltenden Abstandsregeln nur eingeschränkt proben und auftreten. Unter diesen Bedingungen können daher auch nicht alle Stücke auf die Bühne gebracht werden.
Generalmusikdirektor Axel Kober sprach in der Pressekonferenz am 24. Juni 2020 von großen Herausforderungen und unzähligen Stunden, die mit Literaturrecherche verbracht wurden. Konzipiert wurden
schließlich Programme, die nicht länger sind als 90 Minuten. Neue Erzählformen, Stücke und Formate werden es sein, die auch eine Chance sind, um neues Publikum für die Oper zu gewinnen. Dem
dürfte auch förderlich sein, dass die Ticketpreise reduziert wurden: Die teuerste Preiskategorie liegt mit 29 Euro (statt rund 90 Euro) in einem deutlich erschwinglicheren Rahmen.
Aufgeführt werden unter anderem „Vissi d’Arte“, ein szenisch-musikalischer Abend von Johannes Erath mit der Musik von Puccini, Verdi, Wagner, Strauss u.a., die Kammeroper „Romeo und Julia“ von Boris Blacher oder „Der Kaiser von Atlantis“ von Victor Ullmann, ein Zeugnis des künstlerischen Widerstands gegen das Nazi-Regime. „Comedian Harmonists in Concert“ wird ein moderierter Konzertabend werden, und in Zusammenarbeit mit dem Düsseldorfer Marionettentheater gibt es für das junge Publikum „Meister Pedros Puppenspiel“, eine Kammeroper von Manuel de Falla.
Das Ballett am Rhein startet mit seinem neuen Ballettdirektor und Chefchoreographen Demis Volpi in die neue Spielzeit. Der 34-Jährige tritt die Nachfolge von Martin Schläpfer an, der die Compagnie knapp elf Jahre geleitet hat und jetzt Chef des Wiener Staatsballetts wird. Volpi will eine Brücke schlagen zwischen Kontinuität und Erneuerung. So stehen von September bis Dezember kurzweilige Ballettabende auf dem Programm mit bekannten Stücken von Hans van Manen und Sharon Eyal oder Uraufführungen von Juanjo Arqués und Demis Volpi. Der neue Chefchoreograph will aber auch Handlungsballette auf die Bühne bringen; die erste abendfüllende Uraufführung steht im Dezember an.
Gespannt sein darf das Ballettpublikum auch auf viele neue Tänzer*innen, die rund zwei Drittel der Compagnie ausmachen. Ein erstes Kennenlernen gibt‘s im September beim Ballettprogramm „A First Date“ mit drei inhaltlich eigenständigen Episoden an drei verschiedenen Abenden. Zu sehen sind – neben den alten und neuen Tänzer*innen – Ausschnitte aus Demis Volpis bisherigen Arbeiten und Choreographien weiterer Künstler*innen, die das neue Profil des Balletts am Rhein prägen werden.
Mehr Infos zum Opern- und Ballett-Programm unter www.operamrhein.de
Text: Oliver Erdmann