Im Düsseldorfer Opernhaus hat am vergangenen Samstag die Oper „Madama Butterfly“ von Giacomo Puccini Premiere gefeiert. Die Sopranistin Liana Alexanyan glänzt als Hauptfigur in einer beeindruckenden Inszenierung von Juan Anton Rechi.
Liana Aleksanyan (Cio-Cio-San) | Foto: Hans Jörg Michel
Die Geschichte ist eine klassische japanische Tragödie: Die Geisha Cio-Cio-San (genannt „Butterfly“) gehört praktisch zum Hausinventar, als der amerikanische Marineoffiziers Pinkerton ein Domizil für seine Stationierungszeit in Nagasaki erwirbt. Sie ist erst 15 Jahre alt und fügt sich nicht nur wie selbstverständlich in ihre gesellschaftliche Rolle ein, sondern nimmt die Heirat mit dem deutlich älteren Amerikaner so ernst, dass sie sogar dessen Religion annimmt, woraufhin sie von ihren Verwandten verstoßen wird. Als der Soldat in seine Heimat zurückkehrt, bleibt Butterfly allein zurück, wartet aber sehnsüchtig auf die Rückkehr ihres Angetrauten und lehnt diverse Heiratsavancen eines reichen Japaners ab, nicht zuletzt weil sie Mutter von Pinkertons Sohn geworden ist. Als der Offizier Jahre später tatsächlich nach Japan zurückkehrt, ist er jedoch bereits mit einer Amerikanerin verheiratet und erhebt Anrecht auf seinen Sohn. Butterfly willigt schließlich ein und begeht – da sie ihr Kind in guten Händen weiß – Selbstmord.
Der Regisseur Juan Anton Rechi verlegt die Handlung, die eigentlich in der Mitte des 19. Jahrhunderts spielt und im Großen und Ganzen auf Tatsachen beruht, in die Zeit des Zweiten Weltkriegs. Alfons Florens hat ein großartiges Bühnenbild geschaffen. Das amerikanische Konsulat, dem Schauplatz des ersten Aktes, beeindruckjt mit riesigen Säulen. Die Akteur_innen erscheinen meist mittels Drehbühne, was besonders beim Einzug der Geishas sehr passend ist. Zum Schluss des ersten Aktes – die junge Butterfly hat ihre Hochzeitsnacht mit dem Amerikaner verbracht und wird kurze Zeit später von ihm verlassen – schaut Cio-Cio-San einem Flieger hinterher, und dann passiert es: am 9. August 1945 wird Nagasaki durch eine Atombombe zerstört. Butterfly blickt ins gleißende Licht, während die Säulen um sie herum einstürzen. Das ist Gänsehautgefühl pur!
Im zweiten und dritten Akt ändert sich das Bühnenbild nicht mehr; die Handlung findet in den Trümmern Nagasakis und vor der Behelfsunterkunft Cio-Cio-Sans statt. Das schier endlose Warten auf den Ehemann – untermalt vom langen Zwischenspiel des Orchester – wird durch eine regungslose Madame Butterfly auf ihrem selbst erbauten Ausguck illustriert. Grandios! Lediglich ihr Tod am Ende des Stücks hätte noch bewegender dargestellt werden können.
Die armenische Sopranistin Liana Alexanyan verkörpert auf herausragende Weise die Hauptfigur. Kein Wunder, war sie doch in der Rolle Rolle der Madame Butterfly schon in Mailand, Seoul und Valencia zu erleben.
Auch die schwedische Mezzosopranistin Emma Sventelius beeindruckte in ihrer Rolle als Butterflys Vertraute Suzuki. Viel Applaus gab es auch für den rumänischen Bariton
Bogdan Baciu vom Düsseldorfer Ensemble, der die Rolle des Konsuls Sharpless spielte. Die männliche Hauptrolle war dagegen bei der Premiere am 18. November 2017 weniger gut besetzt;
Zoran Todorovich als Pinkerton agiert recht hölzern und klang in den hohen Lagen sehr angestrengt. Großartige Leistungen vollbrachten die Düsseldorfer
Symphoniker unter der Leitung von Antonino Fogliani und der Chor der Deutschen Oper am Rhein unter Dirigent Christoph Kurig.
Die Düsseldorfer Inszenierung von Puccinis „Madama Butterfly“ verspricht einen wirklich schönen Opernabend mit beeindruckenden Stimmen, einer wundervollen Musik und einer Portion Gänsehaut.
Weitere Aufführungen:
Fr 24. November – 19.30 Uhr | Di 05. Dezember 19.30 Uhr |
Fr 08. Dezember – 19.30 Uhr | So 17. Dezember – 18.30 Uhr | Do 21. Dezember – 19.30 Uhr |
Fr 29. Dezember – 19.30 Uhr | So 8. Juli – 15.00 Uhr | Fr 13. Juli – 19.30 Uhr
Infos: www.operamrhein.de
Text: Oliver Erdmann