Mit einer Gegendemonstration hat die Düsseldorfer LSBTI*-Community gestern dem sogenannten „Bus der Meinungsfreiheit“ die Stirn geboten, mit dem die homophobe Lobby um Hedwig von Beverfoerde derzeit durch Deutschland gondelt.
Was die Initiative „Demo für alle“ und das Aktionsbündnis CitizenGO Deutschland aufzubieten hatten, war jedoch eigentlich nicht der Rede wert. Rund 30 Zuhörer_innen versammelten sich am 11. September 2017 auf dem Düsseldorfer Johannes-Rau-Platz, wo der sogenannte „Bus der Meinungsfreiheit“ auf seiner Deutschlandtour durch zehn Städte Station machte. Hedwig von Beverfoerde, Organisatorin der homophoben „Demo für alle“, hatte sich für ihre homofeindlichen Parolen ausgerechnet den Platz ausgesucht, auf dem die LSBTI*-Community der Landeshauptstadt alljährlich ihren CSD feiert.
Der Verein „CSD Düsseldorf“ hatte daher auch zur Gegendemonstration eingeladen. Und die Community war zahlreich erschienen, um den Ewiggestrigen und ihren diskriminierenden Statements ein starkes Signal entgegenzusetzen: Ihr seid hier nicht willkommen! Geschätzte 250 Demonstrant_innen versammelten sich in rund 25 Metern Entfernung, um mit Regenbogenfahnen, Transparenten und Trillerpfeifen ihren Unmut über die homo- und transphobe Aktion auszudrücken und gleichzeitig für Vielfalt zu demonstrieren.
Die Gegenseite um Frontfrau Hedwig von Beverfoerde verteufelt die „Ehe für alle“ und diffamiert den Aufklärungsunterricht an Schulen als „Frühsexualisierung der Kinder“. Unterstützt wurde die Aktion in Düsseldorf durch Marcus Pretzell, den NRW-Sprecher der AfD und Fraktionsvorsitzenden der Rechtspopulisten im NRW-Landtag. In diversen und diffusen Statements war die Rede von „Elternhass der Homosexuellen“, von „behördlichem Kinder-Klau“, von „deutschem Unrechtsregime“ und so weiter. Man zelebrierte die Opferrolle („Die Regenbogenfraktion behandelt uns wie Ungeziefer.“ - „Wenn das System es so haben will, wird uns die Polizei demnächst niederknüppeln.“) und drohte offen, dass man in spätestens fünf oder zehn Jahren „ungemütlicher kämpfen“ werde.
Die Regenbogenfraktion indes hielt mit Gesang (kurzerhand war das „Altbierlied“ umgetextet worden) und eigenen Redebeiträgen von Vertreter_innen verschiedenster Gruppen – darunter das queere Jugendzentrum PULS – dagegen. Kalle Wahle, Initiator der Gegendemo, bekam dann schließlich noch die Gelegenheit, ein kurzes „Gespräch“ mit Hedwig von Beverfoerde zu führen – unter Polizeischutz, versteht sich. Die Beamten waren nach eigener Auskunft dankbar dafür, dass die Gegendemonstration friedlich verlief; die Community hielt sich weitestgehend an die Vorgaben. Nur einmal trat eine kleine Gruppe an den orangefarbenen Bus heran, um den Druck auf die Anti-Homo-Lobby zu erhöhen. Die Polizei reagierte besonnen, ebenso die Demonstrant_innen, die nach kurzer Zeit wieder an den genehmigten Versammlungsplatz zurückkehrten.
Was bleibt, ist der fahle Nachgeschmack, dass sich die LSBTI*-Community trotz des allgemein-gesellschaftlichen Klimas nicht auf den Erfolgen der letzten Jahrzehnte ausruhen darf und dass der erzkonservative Gegenwind jederzeit an Stärke zunehmen kann.
Text und Fotos: Oliver Erdmann