Queerer Fauxpas auf Stadtwerke-Plakat

Ein Plakatmotiv zur diesjährigen Karnevalskampagne der Stadtwerke Düsseldorf sorgt aktuell für Diskussionen. Was die Stadtwerke als „Gruß an alle Jeck*innen“ verstanden wissen wollen, kommt bei manchen in der LSBTIAQ*-Community gar nicht gut an.

Bild: Stadwerke-Plakat an Bahnhaltestelle
An vielen Düsseldorfer Haltestellen hängt das Stadtwerke-Plakat mit dem "queeren" Motiv. // Foto: Oliver Erdmann

Das Plakatmotiv – eines von mehreren im Rahmen der Karnevalskampagne der Stadtwerke Düsseldorf – ist im Comicstil gezeichnet und zeigt eine als Kirchenmann verkleidete Figur und einen bärtigen Mann mit Perücke, BH und Minirock, die ausgelassen miteinander tanzen. Darüber prangt der Spruch: „Wie toll. Kreuz und Queer feiern zusammen.“ Darunter heißt es: „Das passiert nur an Karneval. Düsseldorf Helau.“


Heinz Christiansen fühlte sich sofort unwohl, als er dieses Plakat zum ersten Mal an einer Bushaltestelle sah. Ihm stieß nicht nur die bewusst überzeichnete „queere“ Figur auf. Queeres Leben werde hier zur Verkleidung degradiert, erläutert er gegenüber Düsseldorf Queer. „Am schlimmsten ist aber die Unterzeile“, so Christiansen. Zusammen feiern – das passiert NUR an Karneval. Der Satz sei „eine Verachtung für alle homosexuellen Düsseldorfer, für die ein queeres Leben zum Alltag gehört“, sagt er. Queer zu sein und mit allen anderen Menschen gut auszukommen sei „ganz normal (…), an jedem Tag. Nicht nur an Karneval (…).“


Die Stadtwerke erklären sich heute gegenüber der Rheinischen Post so: „Die gewählten Figuren sollen lediglich repräsentativ für das großartig vielfältige Publikum stehen, das an Karneval vorurteilslos miteinander feiern kann und Personen mit verschiedensten Hintergründen und Überzeugungen zusammenführt.“ Die gewählten Motive sollten niemanden diskriminieren oder als beleidigend aufgefasst werden, so eine Sprecherin der Stadtwerke in der RP-Ausgabe vom 17. Februar 2023.


Auch Pia Sophie Meyer, neue Leitung des queeren Jugendzentrums PULS, wurde von der Rheinischen Post zu dem Plakatmotiv befragt: Pia Sophie findet, dass das Poster besonders für trans* und nicht-binäre Menschen problematisch sei. Es impliziere, dass sich Männer als Frau verkleiden und diese Rolle jederzeit wieder ablegen können. Und auch Pia Sophie Meyer findet, dass der Spruch nicht glücklich gewählt sei: „Wenn es heißen würde: ‚Das passiert nicht nur an Karneval‘, dann wäre ich einverstanden.“


Heinz Christiansen, der die Diskussion mit seiner Meinung ins Rollen brachte, zieht Konsequenzen aus dem Fauxpas der Stadtwerke Düsseldorf: „Für mich ist klar: Ich bin kein Stadtwerke-Kunde mehr.“ Die Kündigung hat er schon abgeschickt.

 

Text: Oliver Erdmann