In ihrem Buch „Erinnern in Auschwitz – auch an sexuelle Minderheiten“ zeigen die Herausgeber*innen um Lutz van Dijk auf, dass auch Homo- und Transsexuelle im KZ Auschwitz zu den Opfern gehörten, was in der Gedenkstätte bis heute nicht thematisiert wird.
Auschwitz ist das international bekannteste Symbol dafür, welche Grausamkeiten Menschen anderen Menschen antun können. Während jüdische Männer und Frauen sowie Angehörige der Roma und Sinti nach der Nazi-Ideologie systematisch „vernichtet“ werden sollten, ging es bei Homosexuellen eher darum, sie hart zu bestrafen, mit dem Ziel der „Umerziehung“.
Die 20 Beiträge der ausgewiesenen, überwiegend polnischen und deutschen Expert*innen dokumentieren bislang weitgehend unbekannte Fakten und decken auf, warum die Nazis sexuelle Minderheiten
verfolgten – und warum vieles in der Forschung bis heute unbeachtet blieb. Was aktuell eine „queere Geschichte des Holocaust“ genannt wird, erlaubt einen menschlicheren und nicht heteronormativen
Ansatz, um differenzierter zu verstehen, was damals geschah.
Die Zeit ist gekommen zu erkennen, dass ein solches Erinnern in Auschwitz heute von Vorteil für alle Teile der Gesellschaft ist – nicht nur in Polen und Deutschland.
Aus der Einleitung der Herausgeber*innen:
Offiziell wurden nur Männer gemäß § 175 verurteilt. Lesbische Frauen, Transsexuelle und weitere sexuelle und geschlechtliche Minderheiten wurden oft nach anderen Gesetzen als „Asoziale“ oder
„Krimielle“ belangt. Während die meisten Gedenkstätten ehemaliger Konzentrationslager in Deutschland und Österreich heute (häufig erst nach jahrelangen Widerständen) an das Leid homosexueller
Opfer erinnern, gibt es dazu im Staatlichen Museum Auschwitz Birkenau noch immer, zumindest öffentlich zugänglich, nichts. Mit dieser Publikation können bestimmte historische Fakten nicht mehr
ignoriert oder gar geleugnet werden.
Erinnern in Auschwitz - auch an sexuelle Minderheiten
Joanna Ostrowska, Joanna Talewicz-Kwiatkowska, Lutz van Dijk
272 S., broschiert mit zahlreichen Fotos, 18,00 Euro
Querverlag | ISBN 978-3-89656-289-0
Quelle: Querverlag