In einer aufsehenerregenden Erklärung haben 800 Profis und Bundesliga-Vereine ihre Solidarität mit geouteten Fußballer*innen zum Ausdruck gebracht. Von Fortuna Düsseldorf war niemand dabei. Doch der Verein bekennt sich jetzt zu den Zielen der Aktion.
In seiner März-Ausgabe hat das Fußballmagazin 11 FREUNDE den Umgang mit Homosexualität im deutschen Profifußball thematisiert. Denn tatsächlich gibt es keinen einzigen offen homosexuellen Spieler. Das öffentliche Outing von Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger fand auch erst ein Jahr nach Beendigung seiner Karriere statt. Erst kürzlich sprach Ex-Profifußballer Philipp Lahm in seinem neuen Buch „Das Spiel – Die Welt des Fußballs“ die Empfehlung aus, sich als aktiver Fußballprofi bloß nicht zu outen. Schwule Fußballer hätten mit Beleidigungen und einem Karriereknick zu rechnen, glaubt der ehemalige Kapitän der Fußball-Nationalmannschaft.
Mit der Aktion „Ihr könnt auf uns zählen!“ will das 11 FREUNDE-Magazin nun Motor sein für mehr Offenheit im Profifußball. Es will homosexuellen Spieler*innen Mut machen fürs öffentliche Outing,
das so viel bedeuten würde in einer Gesellschaft, in der das Wort „schwul“ noch oft als Schimpfwort herhalten muss – auf dem Schulhof, aber eben auch im Stadion. In der Erklärung, die von rund
800 Profifußballer*innen und Bundesliga-Vereinen unterzeichnet wurde, heißt es:
„Niemand soll zu einem Coming-out gedrängt werden. Das ist die freie Entscheidung jedes Einzelnen. Aber wir wollen, dass sich jeder, der sich dafür entscheidet, unserer vollen Unterstützung
und Solidarität sicher sein kann. Weil es zu den elementaren Freiheitsrechten jedes Menschen gehört, sich zu seiner sexuellen Orientierung bekennen zu können. Und weil nur der seinen Beruf mit
Freude ausüben kann, der nicht einen wichtigen Teil seiner Persönlichkeit vor anderen verstecken muss.“
Warum fehlte Fortuna Düsseldorf in der Liste der Unterzeichner*innen? Wie Tino Polster, erst seit Februar diesen Jahres Pressesprecher von Fortuna Düsseldorf, im Gespräch mit Düsseldorf Queer glaubhaft versichert, war dies wohl keine Absicht, sondern eher einem technischen Problem geschuldet. Sein Verein stehe zu hundert Prozent zu dem Inhalt der Erklärung, so Polster.
Das unterstreicht auch Kai Niemann, Direktor für Kommunikation bei der Fortuna, und erklärt gegenüber Düsseldorfer Queer: „Fortuna Düsseldorf unterstützt die Aktion „Ihr könnt auf uns zählen“ und
begrüßt die große öffentliche Wahrnehmung, die diese Aktion erzielt hat. Der Verein tritt Diskriminierung aufgrund der sexuellen Identität aktiv entgegen. Diese Haltung ist in unserer
Vereinssatzung verankert und wird durch unser Handeln untermauert.“ Wenn sich ein Spieler oute, müsse er „die volle Unterstützung des gesamten Vereins erhalten“, so Niemann.
Auch andere Vereinsvertreter haben sich bereits gegenüber den Medien geäußert. So sagte Fortuna-Vorstand Klaus Allofs: „Sich zu outen, ist die ganz persönliche Entscheidung jedes Einzelnen. Ich
kann da niemandem einen Rat geben. Sagen kann ich aber, dass ein Spieler hier bei Fortuna Düsseldorf die Unterstützung des gesamten Vereins hätte.“ Cheftrainer Uwe Rösler sagte: „Ich kann einen
Spieler unterstützen, wenn er für sich die Entscheidung getroffen hat, er möchte das machen, dann hat er meine und die Unterstützung unseres Vereins.“
Im Exklusiv-Interview mit der Rheinischen Post sagte Stürmer Rouwen Hennings: „Unter den Leuten in meinem Bekanntenkreis gibt es auch Homosexuelle. Für mich ist das etwas ganz Normales.
Heutzutage sollte das wirklich kein Tabuthema mehr sein. Ich verstehe generell das Thema nicht, worum es ja eigentlich geht, ist Toleranz. Das sollte überall so gelebt werden. Man muss Respekt
vor anderen haben und akzeptieren, dass es andere Lebensweisen und Meinungen gibt.“
Text: Oliver Erdmann