Im Gleichstellungsausschuss der Landeshauptstadt wurde in dieser Woche deutlich, dass dem Thema Trans* in Düsseldorf viel Aufmerksamkeit geschenkt wird. Die Trans*beratung verzeichnet Rekordzahlen und eine Klinik in Gerresheim baut ihr Transgender-Zentrum aus.
In der Sitzung des Gleichstellungsausschusses der Stadt wurde am 7. September 2021 schwerpunktmäßig das Thema Trans* behandelt. Vorgestellt wurden die Arbeitsfelder des TRANS*Genderzentrum am Sana Krankenhaus Gerresheim und der Trans*beratung Düsseldorf.
Dr. Andreas Wolter, Arzt für Plastisch-Rekonstruktive Transgenderchirurgie und Leiter des TRANS*Genderzentrum Düsseldorf der Sana Klinik in Gerresheim, berichtete von seiner Arbeit und der hohen
Nachfrage nach geschlechtsangleichenden Operationen. Vor elf Jahren sei er erstmals mit dem Themenfeld in Berührung gekommen, seit einigen Jahren arbeitet er im Interdisziplinären Brustzentrum
schwerpunktmäßig im Bereich der geschlechtsangleichenden Brustchirurgie bei trans* Menschen. Der Leidensdruck von trans* Personen sei hoch, die Freude nach einer Operation immer riesengroß.
Im TRANS*Genderzentrum in Gerresheim machen trans* Personen einen großen Schritt im Rahmen ihrer Transition. Trans* Männern wird hierbei die (weibliche) Brust entfernt, bei trans* Frauen wird
eine weibliche Brust aufgebaut. Die Nachfrage sei hoch, pro Sprechstunde gebe es zehn bis achtzehn Neuvorstellungen von Patient*innen, berichtete Dr. Andreas Wolter. Im Jahr 2020 habe er rund 110
Operationen an trans* Menschen durchgeführt, in diesem Jahr seien es bereits 167 OPs. Die Leistungen des Fachzentrums würden weiter ausgebaut; neu im Team sei eine Urologin, so dass zukünftig
auch genitalangleichende Operationen angeboten werden könnten, so der Mediziner.
Operationen, bei denen neben der Brust auch die Genitalien verändert werden, werden allerdings nicht von allen trans* Menschen im Rahmen ihrer Transition gewünscht. Vielen reicht eine Brustangleichung aus, einige verzichten auch auf Hormontherapien, was eine Hürde bei der Übernahme von Kosten durch die Krankenkassen darstellt. Von trans* Menschen wird u.a. eine anderthalb Jahre dauernde Psychotherapie und eine sechsmonatige Hormontherapie gefordert. Menschen, die sich als nicht-binär identifizieren, fallen da schlicht durchs Raster.
Seit langem fordern Expert*innen auch eine Änderung des Transsexuellengesetzes von 1981, welches regelt, unter welchen Voraussetzungen Betroffene ihren Vornamen und ihr Geschlecht offiziell
ändern können. Hier liegt auch ein Beratungsschwerpunkt der Trans*beratung Düsseldorf, die bei der Aidshilfe Düsseldorf angesiedelt ist. Melanie Wohlgemuth, Leiterin des queeren Jugendzentrums
PULS, wo es auch eine Trans*Jugendgruppe gibt, ist derzeit für die Transberatung zuständig; seit längerem wird eine Nachfolge für die bisherige Beraterin gesucht.
Durchschnittlich 60 Beratungen pro Monat verzeichne die Trans*beratung Düsseldorf, so Wohlgemuth. Trans* Menschen erhalten u.a. Unterstützung beim Outing in Familie, Schule und Beruf, bei der
Therapeut*innen- oder Ärzt*innen-Suche, bei der Antragstellung bei Behörden und Krankenkassen oder bei der schwierigen Prozedur der Personenstands- und Namensänderung. Letzteres sei eine
bürokratische Hürde und oft äußerst demütigend, sagte Melanie Wohlgemuth. Sie warb auch für mehr Verständnis für gendersensible Sprache. Mit dem richtigen Pronomen angesprochen zu werden, sei für
trans* oder nicht-binäre Menschen eine wichtige Sache, so die Düsseldorfer Trans*Beraterin, und für alle anderen sei es eben nur eine kleine Umstellung des eigenen Verhaltens.
Infos zur Trans*beratung Düsseldorf: www.transberatung-duesseldorf.de
Text: Oliver Erdmann