Das Drag-Kollektiv TOO MUCH bereichert seit vergangenem Jahr die Düsseldorfer Szene mit regelmäßigen Drag-Shows und anderen Veranstaltungsformaten. Dabei geht es den sechs Künstler*innen um mehr als Spaß und Unterhaltung.
Anfang 2023 fanden sich die Künstler*innen Aura, Alice King, Lara, Loreley Rivers, Morah und Remo Rivers zusammen, um gemeinsam ihre Liebe an Drag auszuleben. Im Gegensatz zur Travestie geht Drag über das Spiel mit Geschlechterklischees hinaus. Auch wenn der Begriff „drag“ zumeist auf die Shakespeare’sche Phrase „dressed as girl“ („gekleidet wie ein Mädchen“) zurückgeführt wird, bringt die Kunstform und das Lebensgefühl „Drag“ das Konzept von Geschlecht durcheinander. So gibt es Drag-Queens und Drag-Kings, und so ist Drag auch nicht an sexuelle Orientierungen gebunden.
Als die Düsseldorfer Drag-Queen Loreley Rivers im vergangenen Jahr an der TV-Show „Drag Race Germany“, dem deutschen Ableger von Paul’s Drag Race, teilnehmen durfte, half ihr gesamtes Umfeld mit bei der Vorbereitung für dieses Highlight. Gemeinsam wurden neue Looks erdacht und aufsehenerregende Kostüme geschneidert. Als die zwölf Folgen des Drag-Wettbewerbs im Herbst 2023 ausgestrahlt wurden – Loreley Rivers belegte Platz fünf –, hatte sich der Freund*innen-Kreis schon für seinen nächsten Coup verabredet. Im August 2023 gründeten sie das Düsseldorfer Drag-Kollektiv TOO MUCH.
In unterschiedlichen Locations – vorwiegend im Jugendkulturcafé Franzmann und im „Hof“ auf der Ratinger Straße, ging es los mit regelmäßigen Public Viewings für die beliebten „Drag Race“-Episoden. Es folgten eigene Drag-Shows und Partys. Alle zwei Monate gibt es eine „Yours Truly“-Show, zwei Mal im Monat lädt das Kollektiv zum „Too Much Tuesday“ ein. Dabei sind nicht nur die Kostüme und das Make-up von beeindruckender Professionalität, auch beim Marketing wird nichts dem Zufall überlassen. Von der Plakatgestaltung über die Social-Media-Präsenz bis hin zum Merchandising ist alles wohl durchdacht und top.
„Too much is never enough“ lautet das passende Motto des Drag-Kollektivs („Zu viel ist nie genug“). Doch das Engagement der Künstler*innen geht über Spaß und Business hinaus. „Wir wollen Räume schaffen, in denen sich queere Menschen begegnen können“, erklärt Loreley Rivers. Und man wolle Düsseldorf ein Stückchen queerer machen, sagt sie selbstbewusst. Dabei sei das Thema Achtsamkeit besonders wichtig, ergänzt Aura: „Wir positionieren uns gegen jede Form von Diskriminierung.“ Bei den TOO MUCH-Events ist stets ein Awareness-Team im Einsatz, um ein sicheres Umfeld zu ermöglichen.
Perspektivisch will das Drag-Kollektiv weitere Zielgruppen erreichen und sein Publikum diversifizieren, verrät Remo Rivers, die als lesbische Cis-Frau eine sogenannte AFAB-Queen ist („Assigned Female As Birth“). Lesben sind bei TOO MUCH sowieso in der Überzahl, was auch erklärt, dass seit Kurzem ein weiteres Veranstaltungsformat hinzugekommen ist. Am letzten Donnerstag im Monat gibt es im „Franzmann“ auf der Ratinger Straße die „Lesbian Movie Night“, bei der Lara einen lesbischen Überraschungsfilm zeigt und zum „Stereotypen-Bingo“ einlädt.
Beim Düsseldorfer CSD vom 24. bis 26. Mai werden die Drag-Queens von TOO MUCH natürlich auch mit dabei sein. Neben Bühnenauftritten wird das Kollektiv am Infostand des Queeren Zentrums Düsseldorf präsent sein und sich an der Demonstration beteiligen. Bis dahin starten noch zahlreiche schrille Events, auf die unter www.toomuch.gay und bei Instagram (@toomuchdus) aufmerksam gemacht wird.
Text: Oliver Erdmann