Mit einer Fahrrad-Demonstration durch die Innenstadt hat die Düsseldorfer LSBTIQ*-Community am Sonntag für mehr Sichtbarkeit auch in Corona-Zeiten gesorgt. An der „Tour de Rainbow“ nahmen auch OB Thomas Geisel und seine Kommunalwahl-Kontrahent*innen teil.
Zahlreiche Aktivist*innen der LSBTIQ*-Community sind am 28. Juni 2020 dem Aufruf des CSD Düsseldorf e.V. gefolgt und nahmen an einer „Tour de Rainbow“ durch die Innenstadt teil. Corona-bedingt konnten eine große Demonstrationsparade und das CSD-Straßenfest in diesem Jahr nicht organisiert werden. Der Düsseldorfer CSD findet seit 2004 eigentlich im Frühsommer statt, war in diesem Jahr aber zusammen mit den EuroGames 2020 Düsseldorf für Anfang August geplant. Während das internationale LSBTIQ*-Sportturnier ersatzlos auffallen muss, suchten die CSD-Veranstalter nach einer Möglichkeit, auch in Zeiten der Corona-Pandemie für die Belange von Schwulen, Lesben und Trans* auf die Straße zu gehen.
Die Fahrrad-Demonstration startete auf dem Schadowplatz und führte kreuz und queer durch die Düsseldorfer Innenstadt, um auf dem Burgplatz zu enden. Geschätzt 250 Teilnehmer*innen waren mit dem Fahrrad und Regenbogenfahnen unterwegs, eine zweite Gruppe bewegte sich zu Fuß oder anderweitig fort. Mit Fahrradklingeln und Musik machten die Aktivist*innen auf sich aufmerksam. Der Tross bewegte sich bei gutem Wetter über die Königsallee und die Rheinuferpromenade, Zwischenstopps gab’s auf dem Corneliusplatz und dem Johannes-Rau-Platz, wo normalerweise das CSD-Straßenfest stattfindet.
Zu Beginn der Demonstration konnte Kalle Wahle vom CSD-Verein den Oberbürgermeister und seine Kontrahent*innen im diesjährigen Kommunalwahlkampf begrüßen. OB Thomas Geisel (SPD), der bereits am Freitag die Regenbogenflagge am Rathaus gehisst hatte, freute sich über die vielen Teilnehmer*innen. Dr. Stephan Keller (CDU) versicherte den Anwesenden, dass er im Falle seiner Wahl zum Oberbürgermeister vieles anders machen wolle, als die vorherigen Stadtoberhäupter seiner Partei. „Als Oberbürgermeister werde auch ich die Regenbogenfahne am Rathaus hissen“, sagte Keller. Auch Stefan Engstfeld (Grüne) und Dr. Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) grüßten die Teilnehmer*innen und signalisierten Unterstützung für die Forderungen der LSBTIQ*- Community – in Düsseldorf, aber über die Stadtgrenzen hinaus.
OB Thomas Geisel wandte den Blick insbesondere nach Polen, wo sich unter den aktuellen politischen Verhältnissen rund ein Drittel der Kommunen zu „LGBT-freien Zonen“ erklärt haben. Bei der zeitgleich stattfindenden Präsidentschaftswahl tritt der LGBT-freundliche Oberbürgermeister Warschaus als Oppositionskandidat an. Die polnische Hauptstadt ist Partnerstadt von Düsseldorf. OB Geisel wünschte seinem Amtskollegen viel Erfolg – gerade auch mit Blick auf dessen liberale Haltung gegenüber der LSBTIQ*-Gemeinschaft in Polen.
Wegen der großen Zahl an Teilnehmer*innen endete die CSD-Demonstration nicht wie geplant auf dem Marktplatz vor dem Rathaus, sondern auf dem Burgplatz. Hier konnte sich die Menge mit entsprechendem Abstand zueinander versammeln. Kalle Wahle dankte allen für die Disziplin während der Demo und auch der Düsseldorfer Polizei für die Begleitung und die Unterstützung.
Text: Oliver Erdmann