Der Düsseldorfer CSD ist in der Krise. Die Kritik an der Organisation des Events mit Straßenfest und Demo sowie am Vereinsmanagement beim "CSD Düsseldorf e.V." wird immer lauter. Jetzt soll sogar ein neuer Verein gegründet werden, der einen "neuen" CSD organisieren will.
Kalle Wahle (Bildmitte) organisiert seit 2009 als Vorsitzender des "CSD Düsseldorf e.V." das Straßenfest und die Demo in der Landeshauptstadt. (Foto: Dietrich Dettmann)
Kurz nach Beendigung der diesjährigen CSD-Veranstaltung kam es zum Eklat. Via Facebook beklagte sich Frank Wesoly, Chef des Szeneclubs Kammer und auch in diesem Jahr Betreiber der CSD-Tanzbühne,
über unzumutbare Zustände bei der Organisation des CSD. Im Mittelpunkt der Kritik steht Kalle Wahle, der Vorsitzende des CSD-Vereins. Es ist die Rede vom Ein-Mann-Verein, von
groben Mängeln in der Vereinsführung und von Willkür im Umgang mit Teilnehmer_innen. In die harsche Kritik stimmten schnell zahlreiche Unzufriedene mit ein, vorneweg Düsseldorfer
Szene-Gastronomen und Kreative (Sänger_innen und Travestiekünstler). Sie alle wollen einen "anderen" CSD und vor allem den Sturz von Kalle Wahle.
In der Sache gibt es schon länger Kritik am CSD-Management. Auch viele Gruppen und Initiativen der LSBT*-Community wünschen sich seit Jahren eine Verlegung der Demonstration vom
Samstag auf den Sonntag. Das dreitägige Fest auf dem Johannes-Rau-Platz ist für viele Beteiligte zu lang, einige Infostände sind nur an einem Tag besetzt. Auch dass die hiesigen Szenelokale nicht
mehr auf dem Straßenfest zu sehen sind, stößt bei vielen Besucher_innen auf Unverständnis.
Der CSD-Verein um Kalle Wahle verweist auf seine Erfahrungen in der Organisation dieser Großveranstaltung. Für die CSD-Demo sei der Samstag der richtige Tag, weil nur so genügend Aufmerksamkeit
bei der Bevölkerung geweckt werden könne. Auch für andere Entscheidungen gebe es gute Gründe, heißt es. "Bei der Kritik werden bewusst wichtige Fakten verschwiegen", sagt Wahle. Einzelheiten
nennt er nicht, er wolle "keine schmutzige Wäsche waschen", sondern vielmehr ein geordnetes rechtliches Verfahren anstreben. Noch im Sommer soll es eine ordentliche
Mitgliederversammlung mit Vorstandswahlen geben. Außerdem soll ein offener Stammtisch zum gegenseitigen Austausch auch mit Externen erstmals im August stattfinden. Den Vorsitz wolle er nicht
abgeben, der Verein und der CSD Düsseldorf lägen ihm sehr am Herzen, so Kalle Wahle.
"Die persönliche Kritik trifft mich schon", sagt er, "aber ich weiß damit umzugehen." Dass die Kritik zum jetzigen Zeitpunkt kommt, wundert Kalle Wahle schon. Mittlerweile gebe es ein großes Team
von Leuten, die gemeinsam die Riesenaufgabe CSD bewältigen. Alle seien autonom handlungsfähig, der CSD könne auch ohne ihn laufen. In einem am 12. Juni 2017 veröffentlichten Brief schreibt dann
auch das Team des CSD Düsseldorf, dass sachliche Kritik an das gesamte Team und nicht an einzelne Personen zu richten sei. Appelliert wird an die gemeinsamen Aufgaben und Ziele des CSD:
"Dies ist jedoch nur durch den Zusammenhalt und Mitarbeit der gesamten LGBTIQ*-Community möglich!" Der CSD 2018 soll – wie geplant – vom 1. bis 3. Juni stattfinden.
Die Gegenseite zeigt sich indes unbeeindruckt. Rund 30 Personen trafen sich bereits zum wiederholten Mal, um gemeinsam den Aufstand zu proben. Es gibt konkrete Planungen für die Gründung
eines Vereins, der die Organisation des CSD übernehmen will. Derzeit werden die Satzung und der Vereinsname abgestimmt. Die neue Gruppe favorisiert als Veranstaltungstermin das
Wochenende um den Eurovision Song Contest (der genaue Termin steht noch nicht fest), die Demonstration soll am Sonntag stattfinden und beim Straßenfest soll wieder mehr auf den Einsatz von
Düsseldorfer Szenegastronomen und Künstler_innen gesetzt werden.
Text: Oliver Erdmann